Prof. Dr. phil. Dr. rer. pol. Dr. h.c. G. W. Frhr. von W.
Wolfgang Laier (Herausgeber)
Denken und Identität
Die logische Bedingung des Denkens
- Vorbemerkungen zur Problemlage
- Die Problematik im Begriff des Gegenstandes
- Das Problem im Besonderen
- Die Identität
- Anmerkungen
- Literatur
Die logische Bedingung des Denkens
Vorbemerkungen zur Problemlage
Die folgenden Ausführungen beruhen auf der grundlegenden Unterscheidung zwischen logischer und kausaler Bedingung. Zu ihrem Verhältnis seien daher einige Bemerkungen vorläufiger Natur vorausgeschickt.
Die logische Bedingung gilt für das logische Denken; aber - sie ist auch Denken. Keinerlei Schwierigkeit wird darin gesehen, dass das logische Denken logisch bedingt sei. Begriffe und Urteile (die doch logisches Denken ausmachen) sind bedingt durch andere Begriffe oder Urteile, diese natürlich wieder durch andere und sofort in infinitum. Alles Gedachte, alles Denkbare, alles Denken mithin ist somit logisch bedingt. Das Bedingungsverhältnis in dieser Weise auffassen, erfordert, Begriffe in ihrer Bedeutung, Urteile in dem Gehalt oder Sinn, der in ihnen liegt, zu verstehen. Und das mit Recht. Denn der Denk-Akt steht hier nicht in Frage.
Aber es darf die Frage aufgeworfen werden: Was bedingt das Denken, die Denkbarkeit, überhaupt, und zwar, da es Denken ist, was bedingt es logisch? Welche logische Bedingung hat das logische Denken? Nimmt man nun Urteil und Begriff (als logisches Denken beidesfalls) im Sinne dessen, was in ihnen liegt, in ihrer Bedeutung und ihrem Gehalt, dann bedingt diese Inhalte ihr „Träger“, ein denkendes, urteilendes, beziehendes Bewusstsein, ein Subjekt dieser „Vorstellungsinhalte“ als der Objekte für es. Ihm gegenüber charakterisieren sich aber Bedeutung und Gehalt jetzt als alogisch, im weitesten Sinne, oder mindestens als alogische Faktoren enthaltend. Sie werden m.a.W. vom Subjekt, vom logisch Denkenden, als dessen „gedachte“ Inhalte losgelöst als „Produkt“ des logischen Denkens.
Es ist nicht leicht, die Einsicht zu gewinnen, dass nunmehr das Bedingungsverhältnis, in dem das Subjekt und seine „Inhalte“ stehen, nicht mehr logischer, sondern kausaler Art ist. Scheinbar wohl könnte man geneigt sein, wenigstens ein Gemisch beider Bedingungsarten anzunehmen, das schwer entwirrbar ist, ja beide könnten kontinuierlich ineinander übergehend angenommen werden. Das liegt an der Bestimmung des Bewusstseins in der jeweiligen Ausprägung historischer Auffassungen und Einstellungen, wie solche in den unterschiedlichen erkenntnistheoretischen Systemen vorliegen. Es ist somit schon angedeutet, dass das Verhältnis zwischen Subjekt und Objekt, Denken und Inhalt die Grundfrage der Erkenntnistheorie bildet".
Solch ein kausales Bedingungsverhältnis kann aber für das logische Denken jedenfalls nichts erklären, und in der Frage nach seinen logischen Bedingungen schon deshalb nicht in Betracht kommen, weil es ihm widerspricht, Alogisches zu sein, wie es die vom Denken abgelösten Inhalte sind. Dass wir hier unter logischem Denken jedoch gerade nicht etwa den „Akt“ des Denkens zum Unterschied von seinem Inhalt meinen, dagegen wohl Inhalt in einem anderen Sinne, wird erst später klar, wenn wir uns von erkenntnistheoretischer Einstellung zum Problem freigemacht haben werden.
Wichtig ist zunächst: Für das logische Denken muss eine logische Bedingung vorliegen, will es als logisches Denken überhaupt ausgewiesen und begründet sein. Denn dies ist das Bedingte; durch die logische Bedingung ist es bedingt schlechthin. Eine logische Bedingung kann aber ihrem Wesen nach wiederum doch nur Denken sein, sofern sie logisch überhaupt bedingt. Logisch bedingt kann das Denken also doch nur ein Denken sein.
Denken überhaupt heißt aber Beziehen. Begriffe und Urteile, nun nicht mehr Bedeutung und Gehalt darstellend, sind nichts als Beziehungen, Logisch bedingt sind logische Beziehungen also nur durch - Beziehungen. Als Subjekt kann die logische Bedingung nicht mehr gefasst werden; denn damit verwischten wir die notwendig zu ziehenden Grenzen der Logik gegenüber der Erkenntnistheorie gleich zu Anfang. Genau wie der einzelne Begriff logisch bedingt ist durch einen anderen Begriff, als durch etwas Logisches, und durch kein Subjekt, so ist auch das Denken überhaupt rein zu erhalten von solcher kausalen Bedingung und ist bedingt durch Denken. Durch diese Präzision allein erreichen wir den Sinn der Reinheit der Logik, die wir als solche ansprechen und die wir fordern.
Vor der sonderbaren Antinomie aber stehen wir: Das logische Denken soll logisch bedingt sein; logisch bedingen kann aber nur ein Denken. Das Bedingende für ein Denken kann aber kein Denken sein; denn es führt zum Zirkel oder zum regressus in infinitum.
Indessen, fragen wir einmal umgekehrt: was wird durchs Denken logisch bedingt? Klipp und klar ist die Antwort und damit die Einsicht in den Sachverhalt: es sei ein Denken, was durchs Denken bedingt ist. Hier haben wir keine Antinomie. Sollte der Sachverhalt also nicht einfach auf den umgekehrten übertragbar sein? Wir übersehen aber eins. Ist es denn so unbedingt richtig, dass das Denken ein Denken bedingen kann? Kann etwas bedingt sein, was selbst bedingt? Wäre das Denken nur bedingend, dann freilich könnte es nicht bedingt sein. Das Denken als nur bedingend ansprechen hieße, das Bedingte könne kein Denken sein; dennoch kann aber das Denken als logisch Bedingendes nur Denken bedingen nach Voraussetzung ...Die gleiche Antinomie! Diese Annahme bedeutet jedoch ein Überschreiten unserer rein methodischen Fragestellung, die sich allein darauf richtet, das Gebiet des rein Logischen abzustecken, um zu ergründen, welche Ansprüche die Erkenntnistheorie machen darf in Bezug auf die logische Begründung des — Gegenstandes. Wie die Sache nun einmal liegt, bedeutet es bereits eine erkenntnistheoretische Stellungnahme, nämlich den sogenannten Immanenz-Standpunkt, anzunehmen das Denken sei nur bedingend; ferner kann es so nur etwas bedingen, das nicht Denken ist; wie wir sahen: die Grundformel der Erkenntnistheorie: Subjekt (Denken) — Objekt (Gegenstand) tritt hier automatisch hervor: Wie ist Alogisches im weitesten Sinne zu logifizieren? Und wir stellen die Frage: Ist Alogisches überhaupt zu logifizieren? Zunächst meint man: da Alogisches zu denken ist, sei es auch zu logifizieren. Dieser Meinung wollen die folgenden Seiten entgegentreten.
Vorurteilslosem Prüfen des Sachverhalts darf nicht vorenthalten sein, das Denken als zwar nicht nur Bedingendes, aber als nur Bedingtes zu erkennen. Unter dieser obersten Voraussetzung muss das Denken als Forschungsobjekt reiner Logik definiert werden. Anders fasste man es als was immer man mag (wir sehen z. B. als nur Bedingendes wird es unmittelbarer „Träger“ aller Denkinhalte, als erkenntnistheoretisch gewürdigt, und wäre es ein noch so weit gefasstes neutrales Bewusstsein), aber nicht das Denken, das die reine Logik untersucht: Urteile, Begriffe, Beziehungen, logische Vollzüge, logische Gegenstände. Die folgenden Ausführungen werden diesen Standpunkt, unter dem somit rein Logisches zu verstehen ist, noch vertiefen. Hier darf prinzipiell nur eingeflochten werden: Sollte die abgrenzende Formulierung des Begriffs der reinen Logik, wie sie hier angedeutet ist, mit dem Argument des Denkens umgekehrt: als eines nur Bedingenden den gleichen Zweck verfolgen und zu erreichen streben: die Ansprüche der Erkenntnistheorie zu untersuchen, dann wäre gegen dieses Verfahren nichts zu bemerken und einzuwenden nötig. Der hier als oberste Voraussetzung gekennzeichnete Weg ist lediglich eingeschlagen unter Leitung des Ausgangs unserer Reflexion, der transzendalen Frage, wie sie der Kritizismus ausgebildet hat: nach den Bedingungen und nicht nach dem Bedingten.
Um nun angesichts des eingeschlagenen Weges nicht in den Verdacht zu kommen, wir meinten mit dem das Denken Bedingenden etwas Metalogisches (vielleicht im Sinne Ed. v. Hartmanns), so dass das Bedingende kein logisch, sondern metaphysisch Bedingendes wäre, muss betont werden, dass gerade die Heraushebung der Beziehung als logischer zwingt, im Logischen durchaus und notwendig zu bleiben, ohne die Möglichkeit mithin, die Bedingungssphäre zu transzendieren. Zur Fixierung dieses Gedankens sehen wir uns in der glücklichen Lage, hinweisen zu können auf die ihn präzisierende Formulierung des „rein Logischen“ durch Rickert, in dessen Abhandlung „Das Eine, die Einheit und die Eins“ ®”, der vor der gleichen Schwierigkeit den Weg zur Metaphysik aufs Glücklichste vermieden hat, das heißt, dass wir, wie er, wenn auch nur in „inadäquater“ Erfassung rein logischer Sachverhalte, doch logische Sachverhalte behandeln. Es wird das im Einzelnen, Übereinstimmendes und Abweichendes abwägend, in einer besonderen Abhandlung durchgeführt. Sehen wir hier mit Rickerts Bestimmungen die Möglichkeit eines mehr sachlichen Zusammengehens, so ist die soeben berührte Verwandtschaft mit Cohens Gedankengängen in der Frage nach den Bedingungen des Denkens formaler Natur. Der Kerngedanke unserer Reflexionen, der nie außer Acht bleiben darf, ist indessen die Absicht -den Begriff des rein Logischen mehr nur negativ abgrenzend entwickelnd — darzutun, dass die Fragestellung der Erkenntnistheorie nicht denkbar ist ohne metaphysische Annahme. Hiervon allein gilt es, die Logik reinzuhalten (mit metaphysischen Annahmen nämlich zu operieren), indem die logische Bedingung des Denkens zu klarer Heraushebung kommt. Und auch die Hypothese des „Unbewussten“ hat in der Logik kein Heimatrecht. Dies gilt es festzustellen und festzuhalten.
Selbst wenn z. B. Ed. v. Hartmann das Gebiet der Erkenntnistheorie als „transzendalen Realismus“ von aller Einmischung der „Metaphysik“ befreien will, indem er den Begriff des Dinges an sich als erkenntnistheoretisch transzendal säuberlich abtrennt und unterscheidet vom metaphysisch transzendal säuberlich abtrennt und unterscheidet vom „metaphysisch transzendenten Wesen“ durch die Gegenüberstellung von erkenntnistheoretischer Immanenz und Transzendenz, so ist diese (als erkenntnistheoretische Scheidung auch durchaus gerechtfertigte, Ja notwendige) Gegenüberstellung bereits eine - und so fassen wir den Begriff ” — metaphysische Annahme dadurch, dass von der Immanenz ausgegangen wird, sofern man schon von ihr spricht; denn sie bedeutet nichts anderes als den Hinweis auf einen notwendig angenommenen Ausgangspunkt, als das notwendige Einnehmen einer bestimmten Stellung einer anderen gegenüber, was für alle Erkenntnistheorie unumgänglich ist, abgesehen vielleicht für den naiven Realismus, der darum füglich aus erkenntnistheoretischer Betrachtung ausgeschieden wird. Aber es ist überdies, wie wir noch sehen werden, schon metaphysische Annahme, selbst über den „Gegenstand im Denken“ etwas zu sagen. Ist denn das Denken ganz allgemein „sicherer“ als es der Gegenstand ist? Und ist Denken nicht vielmehr immer nur Denken des Gegenstandes und gewährleistet also nicht mehr und nicht weniger Sicherheit als der Gegenstand des Denkens? Das transzendentalrealistische System Hartmanns ist bestechend in seiner straffen gedanklichen Klarheit und Konsequenz, gewiss. Jedoch seine erste Prämisse ist bereits eine Annahme und kann nichts anderes sein: dass wir nur die Wahrnehmungsobjekte der Dinge an sich auffassen, was er gerade gegen den naiven Realismus behauptet. Danach ist freilich die reductio ad absurdum der idealistischen Behauptung: wir hätten nur Objektwahrnehmung, ein Kinderspiel. Man muss den Streit den Schulen lassen. Die Erkenntnistheorie bedeutet diesen Streit und lebt von ihm, der prinzipiell und unweigerlich von Annahmen aus geschieht, geschehen muss. Was besagt denn auch überhaupt die (Hartmann’sche) Meinung, wir hätten nur die Wahrnehmungsobjekte (objektive Erscheinungen, immanente Abbilder, „Vertreter“) der Dinge an sich anders als die billige Tautologie: wir nehmen die Dinge an sich wahr.” Denn Wahrnehmen heißt ja nichts anderes als Wahrnehmungsobjekte haben; und das bestreitet kein Mensch; dass wir also Dinge an sich wahrnehmen, kann der Realismus ruhig voraussetzen. Er steht damit zu keiner Weisheit im Widerspruch, sofern nicht überhaupt das Wahrnehmen geleugnet wird. Und Wahrnehmungsobjekte wahrnehmen heißt, die Bewegung bewegen - ist ein unvorstellbarer Nonsens, wenn nicht sofort damit ein wahrnehmendes „Subjekt“ statuiert wird, dem die „Wahrnehmungsobjekte“ (erkenntnistheoretisch) gegenübergestellt werden, so dass sie ihm transzendent sind, als Objekte, als das Wahrgenommene, während es selbst mit seinem Wahrnehmen die Immanenz repräsentieren muss. Damit wären wir beim alten Sachverhalt: Wir nehmen wahr. Das heißt aber: von der Immanenz ausgehen, eine Antizipation machen, notwendig eine Annahme machen; also dass wir wahrnehmen, erklärt gar nichts. Die Problematik setzt erst ein bei der Frage nach dem Wesen und Wie des Wahrnehmens.
Wie sehr das Bedingungsverhältnis psychologisch und kausal verstanden wird, beweist eben Hartmann. Im Übergang der einzelnen erkenntnistheoretischen Richtungen vom „konsequenten Idealismus“ zum „konsequenten Realismus“ unterscheidet der Denker vier „Etappen“! Die erste Etappe der Inkonsequenz ist das „Zugeständnis eines positiven Dinges an sich“. Die zweite bedeutet den „transzendalen Gebrauch“ der (transzendenten) Kausalität, während die Anschauungsformen noch nicht zu den „Entdeckungsreisen“ im Gebiet des „Jenseits des Bewusstseins“ taugen. Die dritte Etappe gibt auch dies zu mit Bezug auf die „Zeitlichkeit“, die vierte es mit Bezug: auf die „Räumlichkeit“. Die zweite und dritte fallen nun eng zusammen nach Hartmanns Begründung, dass, „wenn einmal eine transzendente Kausalität angenommen wird, so kann dieselbe nur als zeitliche Tätigkeit gedacht werden“. Denn “Tätigkeit“ ist an die Form der Zeit gebunden, weil sie sonst „ein Widerspruch in sich“ wäre. Hier tritt scharf der Charakter der kausalen Funktion als einer „Tätigkeit“ gegen- über aller logischen „Funktion“ (d. i. Bedingung) hervor. Hartmann macht selbst die sehr richtige Bemerkung, dass der (kausalen) Tätigkeit gegenüber das „Zugleichsein von Grund und Folge die unbedingte Vertauschung beider gestattet, also keine Nötigung zur zeitlichen Voranstellung des einen Verhältnisgliedes als Ursache (!) in sich enthält“. So definiert ja auch Riehl die Kausalität als das Verhältnis von Grund und Folge „in der Zeit“. Selbst der Ausdruck „zugleich“ muss bei der Charakterisierung des logischen Verhältnisses im Grunde vermieden werden; es ist schlechterdings zeitunbezogen. Hartmann sieht durchaus klar, dass ein Widerspruch in den „Versuchen“ liegt, „welche zwar die transzendente Kausalität der Dinge an sich statuieren, aber als eine unzeitliche Tätigkeit oder als ein unzeitliches logisches Verhältnis, das erst im Bewusstseinsinhalt vermittelt der zeitlichen Anschauungsform in eine zeitliche Folge von Ursache und Wirkung auseinandergezogen werden soll“. Man kann ein unzeitliches logisches Verhältnis überhaupt nicht statuieren zwischen Subjekt und Objekt, Bewusstsein und Ding an sich, Denken (als „Tätigkeit“!) und Gegenstand (als „Produkt“ dieser Tätigkeit!) -— was wir eben beweisen wollen. Die Bedeutung des Zeitproblems wird andererseits gewiss nicht verkannt, nämlich die für das Erkenntnisproblem. Darum reißen sich wie Enten um den Frosch die (Marburger) Idealisten wie der „transzendentale Realismus“ Hartmanns hartnäckig um die Zeit. Jene wollen sie zur Kategorie des reinen Denkens machen, diesem muss sie zur Stütze für die „transzendente Kausalität“ dienen. Dort gibt es sonach keinen „Gegenstand“, der nicht im Denken erzeugt wäre, hier weist die transzendente Kausalität als „Tätigkeit“ (und die ist nur zeitlich) auf das Ding an sich hin. Dabei spricht sich aber indirekt in beiden entgegengesetzten Gedankengängen ein sehr bedeutsames Moment aus: dass es mit dem logischen Denken so ohne weiteres doch nicht getan sein möchte, zur „Wirklichkeit“ zu gelangen. Das logische Denken ist und bleibt außerzeitlich — und die Skepsis wäre evident: Erkennen wäre eine Illusion. Wohl wird der Marburger einwenden, die Logik erforscht das logische Denken, das durch die Verfahrensweisen des Erkennens in den (mathematischen Natur -) Wissenschaften repräsentiert ist. Die Wissenschaft erkennt doch; das sucht die Logik bloß zu beweisen und zu begründen. Wir bestreiten nicht dieses ihr „Erkennen“, oder wie man es als Verfahren nennen will; wir bestreiten vielmehr nur, dass die „Logik“, die es untersuchen will, ohne metaphysische Annahme auskomme. Ob durch das Verfahren wirklich erkannt werde, beweist sie nicht; sie verharrt gleichsam nur auf der Oberfläche, wirft ihr Lieht nur auf das Verfahren, ohne zum Inhalt vordringen zu können. Mag auch das Erkennen immer ein Erkennen „im Denken“ sein und dies sich nur „asymptotisch“ dem „wahren“ Sein nähern, dem x, — es bleibt dies Sein eine hypothetische Annahme; man erschleicht sich lediglich, wenn auch unwillkürlich und in Selbsttäuschung, das „Erkennen“, das gar keines ist, das Erkennen von etwas, das man nicht erkennt. Man erkennt in Wahrheit nur das Verfahren des Erkennens, nie das Objekt; es sie denn, man substituiere — dialektisch und aus Not — dieses Objekt jenem Verfahren. Gesteht man sich diesen Sachverhalt allerdings ein, dann gibt es natürlich keine Bedenken, die Zeit zur Kategorie zu machen, so wenig wie eine transzendente Kausalität aufzustellen; denn man operiert auf illusorische Ziele hin. Es ist einerseits eine ganz andere „Zeit“, die man für die wissenschaftliche Erkenntnis aufnehmen will, eine andere, als andererseits die im Problem vorausgesetzte es ist, nämlich wenn man vom Gegenstand redet. Da aber hat das logische Denken seinen Machtbereich eingebüßt.
Wendete man dem zuletzt Gesagten gegenüber ein, das eben nenne man Objekt, was man erkennt, also hier das Verfahren des Erkennens, es trenne sich als Inhalt der Reflexion über es, als Objekt vom Denken, vom Subjekt ab, dann übersieht man den Unterschied, auf den es ankommt: zwischen logischer und kausaler Bedingung. Fragt man nämlich so nach dem Erkennen, dass das Verfahren des Erkennens als sein Objekt, sein Erkanntes, sein Erzeugnis angesehen wird, dann ist das Bedingende für das Verfahren (als Objekt) ein kausal Bedingendes. Nach einem logisch Bedingenden zu fragen, zwingt aber, gerade hiervon abzusehen, d. h. eben: nicht das Objekt (welchen Inhaltes es auch sei), in Rechnung zu stellen. Das bedeutet ja, dass man in der Erkenntnisanalyse nie zum Objekt komme, sofern man nach ihm fragt in Hinsicht auf logische Bedingungen für es. Es liegt durchaus eine Selbsttäuschung vor zu glauben, logische Bedingungen erzeugten das Objekt, welches Erzeugen Erkennen genannt wird. In Wahrheit trügt hier der Augenschein. Und das können wir nicht anders bezeichnen als damit, dass uns das Erkennen ganz und gar eingeschränkt erscheint auf das Verfahren des Erkennens, dass mit anderen Worten die Logik die Disziplin ist, die die Frage nach dem Gegenstand von sich weisen muss, da logische Bedingungen den Gegenstand gar nicht ergreifen, sondern nur Bedingungen des Denkens sind, kausale Bedingungen hingegen solche des Gegenstandes sind, ihn erzeugen und das Gebiet der Erkenntnistheorie umgrenzen. Sollen aber logische Gesetze den Gegenstand ergreifen, dann ist die Frage unter falschen Voraussetzungen gestellt. Logische Gesetze gelten nur für das Denken, nicht für seinen durch es irgendwie kausal bedingten, von ihm erzeugten Gegenstand. Im Hinblick auf das Erkennen (Denken) ist die logische Fragestellung wohl gestattet; es hat logische Bedingungen, aber nicht auch einen Gegenstand. Das Erkennen des Gegenstandes ist selbst noch nicht der Gegenstand, der erkannt wird. Die Erzeugung, aber nicht das Erzeugnis steht unter logischen Bedingungen. Es steht aber unter der kausalen Bedingung des Erzeugens.
Wohin wir in Wahrheit kommen mit einer Theorie, die das Erkennen logischer Reflexion unterwirft, um nicht es, sondern den Gegenstand seinem Wesen nach zu erklären, beweist einerseits dies, dass wir nur das Verfahren des Erkennens zu erkennen als Angelegenheit solcher logischen Erkenntnistheorie ansprechen dürfen, andererseits der paradox erscheinende Gedanke: zu erkennen — ohne zu erkennen. Das will nur besagen, durch logische Reflexion über den Gegenstand erkennen wir diesen nicht. Das beweist in naiver Ursprünglichkeit Kants Grundscheidung von Erscheinung und Ding an sich. Das beweist die daraus organisch entstandene klassische Wendung des Gegenstandes als einer unendlichen Aufgabe. Das Ende wäre: wir wären beim Sein“, erkennten, ohne zu erkennen. So aber erkennen wir nur das Erkannte. Das aber ist nicht der Gegenstand, nicht das Ding an sich, sondern nur das „Produkt“ des Erkennens, dessen Verfahren wohl der logischen Reflexion zugänglich ist, dass sein Produkt aber nur kausal bedingt. Das widerspricht nun nicht im Geringsten dem später zu berührenden Gedanken, dass das Denken nicht gedacht werden kann, sondern nur das Etwas, das gedacht wird. Dass nämlich dieses Etwas nicht mit dem Gegenstand verwechselt werden darf, der ja von der Erkenntnistheorie notwendig dem Etwas, dem Denken, dem „Inhalt“ des Denkens, gegenübergestellt wird, ist die Voraussetzung, die wir fortwährend machen, damit Logik und Erkenntnistheorie verschiedene Disziplinen bleiben. Wie die Logik sich zu jenem antinomischen Problem stellt, das Denken sei nicht, nur das Etwas das Denkbare, wie sie dies Problem als ihr Hauptproblem vertritt, das Denken in die dualistische Spannung als seine Eigentümlichkeit zerlegend, Bedingung und Bedingtes, das soll im folgenden Abschnitt (über die Identität) sichtbar werden.
Es ist eine glatte Sophistik, die Zeit zu einer Kategorie stempeln zu wollen, wenn man sich in den Glauben verrannt hat, das logische Denken erreiche die „Wirklichkeit“, und ebenso sophistisch mutet es an, das Erkennen als „Tätigkeit“ zu formulieren, weil man die Tätigkeit an die Zeit gebunden weiß. Kant fühlte wohl richtiger als seine Kritiker, wie sehr integrierend die Sinnlichkeit als „Erkenntnisquelle“ sei; und wurden ihm Zeit und Raum aus historischen Motiven und Bedingtheiten heraus auch zu „subjektiven“ Bedingungen der „Erscheinungen“, so kann diese Wendung zur „unwillkürlichen Sophistik“ erst geführt haben, als er aus ganz anderem Reflexionsanstoß heraus nach dem Gegenstand des Denkens zu fragen begann und mit ihm den des Erkennens identifizierte. Sehr fein deutet Windelband im II. Band seiner Geschichte der neueren Philosophie” Kants vorkritische Schwankungen an zwischen Rationalismus und Empirismus; der Antagonismus dieser Strömungen ist jedenfalls von nicht überschätzbarer grundlegender Wichtigkeit als Nährboden für die Keime jenes Gedankens, um den sich die theoretische Philosophie dreht — vor und nach Kant. Dass die transzendentale Ästhetik in der Vernunftkritik trotz der Frage der transzendentalen Logik nach dem Gegenstand des Denkens stehen und vor ihr stehen blieb, ist vielleicht ungewollt die glücklichste Maßnahme, die wertvollste „Unterlassungssünde“ Kants gewesen. Und gerade, wenn man bedenkt, dass sie wesentlich eine Repetition der Dissertation von 1770 ist, könnte man versucht sein, die wirklich kritischen, vorsichtigen Gedanken früher zu suchen, und das hieße — Windelbands bekanntes Wort zu variieren — das hieße: Kant verstehen heißt hinter ihn zurückgehen. Als der Denker nach dem x zu fragen begann, begann er sein eigenes Missverstehen; die falsche Fragestellung nach dem Gegenstand: die logische Fragestellung.
Dass das Denken logische Bedingung sei für das, was in ihm gedacht wird, für seinen Inhalt, ist also allenthalben die Meinung. Doch von ihr aus wird ein bedeutendes Problem erhellt: Niemand wird bestreiten, dass die Vorstellung, der „Denk“-Inhalt, „Baum“ zum Denken als dem diese Vorstellung Bedingenden in einem anderen Bedingungsverhältnis steht als z. B. die Dreiecksseiten als Bedingungen des Größenverhältnisses der eingeschlossenen Winkel zu diesem. Die Gleichheit der Dreiecksseiten —- niemand wird es bestreiten – ist logische Bedingung für die Gleichheit der eingeschlossenen Winkel”. In Form dieses logischen Bedingungsverhältnisses und ihm analog kann allein das Verhältnis des Denkens, d. i. Beziehens überhaupt zu seiner Bedingung verstanden werden. Nun, das, was wir Beziehung nennen (das Denken) ist nicht das die Beziehung herstellende, denkende Subjekt, sondern es ist der logische Sachverhalt selbst. Nicht also der Akt, das auf den logischen Sachverhalt sich einstellende, ihn herstellende Bewusstsein oder Denken des Subjekts wird Denken genannt, sondern der Inhalt dieses sogenannten „Denkens“. Ein solches Denken, ein solcher „Inhalt des Denkens“, ein solcher Sachverhalt ist z. B. die Seitengleichheit, ferner ihr Verhältnis zu der Winkelgleichheit, also das Bedingungsverhältnis zwischen beiden geometrischen und logischen Sachverhalten und schließlich auch das Größenverhältnis der Winkel untereinander — wiederum ein solcher logischer Sachverhalt usw. — sie sind alle Denken, und zwar Etwas-Denken. Sie sind aber als solches auch alle logisch bedingt.
Wie aber kommen wir dazu, überhaupt den Inhalt vom Akt zu trennen? Der Akt ist doch eingestandenermaßen nicht etwas anderes als Denken, und der Inhalt soll nun doch auch sein? Und ferner: was veranlasst uns, gerade nicht den Akt, sondern eben den „Inhalt“ als Denken zu bezeichnen? Beide Fragen sind von einem anderen Gesichtspunkt her zu beantworten. Bekanntlich fragt auch die Erkenntnistheorie nach logischen Bedingungen. Die sieht sie jedoch nicht in der Seitengleichheit des Dreiecks und das Bedingte nicht im Größenverhältnis der eingeschlossenen Winkel, sondern - wie gesagt — im Beziehen, das wir Denken nennen, überhaupt sieht sie Bedingungen; und Bedingungen wofür - Für das Bezogene. Das aber ist für die erkenntnistheoretische Einstellung selbstverständlich der Denkinhalt, der allgemeine Gegenstand. Als Bedeutung wie als reelles Ding, je nach der Einstellung zum Problem; jedenfalls ist er das Bedingte, vom Denken Bedingte schlechthin.
Nun ist aber eine Modifikation zu berücksichtigen und zu beachten: Das Denken verläuft in Vorstellungen von Gegenständen, aber auch in Begriffen und Urteilen. Die haben für die Erkenntnistheorie Inhalte, sind aber selbst keine. Einerseits werden nun die Vorstellungen von den Begriffen und Urteilen getrennt, andererseits der Gegenstand vom Denk-Inhalt. Der Unterschied möchte vielleicht am glücklichsten darin bestimmt werden, dass wenigstens die wissenschaftliche Erkenntnis eingeschränkt sein soll auf die Bestimmung des Denkens als Urteil (oder Begriff) und auf den Inhalt als „gemeinten“ Gegenstand. Diese methodologischen Gesichtspunkte der Erkenntnistheorie sind hiermit selbstverständlich nur summarisch gekennzeichnet.” Wo aber verläuft jetzt der rote Faden des Verhältnisses von Bedingung und Bedingtem,
von dem wir ausgingen? Es wurde bereits angedeutet, dass das Denken, das im Urteilen besteht, das erkennende Denken sein soll. Während nun die „Vorstellung“ und ihr Objekt durchaus eingestandenermaßen in psychologischem Verhältnis zueinanderstehen und zwischen ihnen ein kausales Verhältnis obwaltet und untersucht wird, bedeutet das Verfahren der (kritischen) Erkenntnistheorie, die den Begriff des Erkennens auf wissenschaftliches Erkennen einschränkt, den Anspruch, das Verhältnis zwischen Urteil und Urteils-Inhalt (Gegenstand) als logisches Bedingungsverhältnis anzusehen. Weil das Denken sich in Urteilen vollzieht und von der Logik erforscht wird, sollte der Anspruch nicht ohne weiteres von der Hand gewiesen werden. Nun, ein kausales Abhängigkeits- und Bedingungsverhältnis wird die Psychologie zwischen dem Gegenstand und der Vorstellung von ihm annehmen. Damit ist ihr Gebiet umschrieben: ein Verhältnis zwischen Denken und Vorstellen (als Tätigkeitsweise des Denkens) ist für sie ohne Betracht. Das Denken und die Vorstellung sind allenfalls (als Forschungsobjekt der Denkpsychologie zumal) koordiniert. Und das Verhältnis von Vorstellendem und Vorgestelltem ist nur eine andere Wendung und Bezeichnungsweise für das gleiche Verhältnis: für Denken (als Akt) und Vorstellung (als Inhalt) oder für Vorstellung (als Tätigkeit) und Vorstellungsinhalt”. Das Entscheidende ist, dass das Verhältnis kausaler Natur ist und das Fragengebiet der Psychologie umreißt. Sie scheidet aus der engeren Betrachtung hier aus. Anders die Erkenntnistheorie. Wir nehmen jetzt einen tiefgreifenden Unterschied wahr: mit jenem Verhältnis der Dreiecksseitengrößen zu den Größen der eingeschlossenen Winkel, diesem logischen Bedingungsverhältnis, hat Erkenntnistheorie eingestandenermaßen nichts zu tun. Hier findet eine Beziehung, eine rein logische Erhebung statt; etwas wird gedacht, es wird gedacht, der logische Vollzug geschieht, er ist. Aber die Dreiecksseitengleichheit, dieser logische Sachverhalt, die Denken, erzeugt nicht den anderen: die Winkelgleichheit; die ist kein Objekt zu jener als einem Subjekt, m.a.W. die Frage zwischen Denken und gedachtem Gegenstand wird hier nicht aufgerollt. Dagegen: „Baum“ ist Gegenstand, Vorstellung, Begriff, Gemeintes, (Gedachtes, Vorgestelltes, Denkinhalt, Bedeutung, Objekt — alles Ausdrücke, die die Erkenntnistheorie rezipiert: eine Auswahl, die nicht dazu beiträgt, die Schwierigkeiten, die ihr Gebiet beinhaltet, zu beheben. Eines jedoch ist „Baum“ nicht: Denken, Erkennen, Vorstellendes, Subjekt... Für es ist „Baum“ irgendwie immer Objekt. Mit ihm steht „Baum“ in einem Verhältnis — in welchem? Es kann nicht zweifelhaft sein: in kausalem. Das Subjekt agiert, das Denken setzt sich in irgendwelchen Gegensatz zum Objekt, nimmt es auf, bildet es ab, „spiegelt“ es womöglich, oder erzeugt es auch. Es ist ein ganz anderes Verhältnis hier als es zwischen Dreiecksseiten und Dreieckswinkeln besteht. Jedenfalls stellt das Subjekt sich etwas entgegen, oder dies Etwas sich dem Subjekt, dem Denken, und zwar als Gegenstand im weitesten Sinne. Ist das aber noch ein logisches Bedingungsverhältnis, nicht vielmehr ein kausales?
Und selbst, wenn die Ontologie und die Psychologie vor Kant durch die ratio, logisch, die Dinge an sich erkannt sein ließ und nur die Vorstellungen (acc.) jener ratio gegenüber sensualistisch verworrene Erscheinungen darstellen ließ, — das Verhältnis blieb kausal; das „an sich“ beweist das, selbst wenn auch schon damals - allerdings psychologischerseits! — die Erkenntnis des „an sich“ bestritten wurde. Niemand verfällt darauf, wirkliche Dinge in ein anderes als kausales Abhängigkeitsverhältnis zum erkennenden Subjekt zu setzen. Man beruhigt sich, dass allenfalls die ratio wie die Dinge in gottgewollter Harmonie einträchtig beide objektiv waren, dem subjektiven verworrenen Vorstellen gegenüber. Bis Kant entdeckte, „dass unser Gedanke von der Beziehung aller Erkenntnis auf ihren Gegenstand etwas von der Notwendigkeit bei sich führe, was dawider'” ist, dass unsere Erkenntnisse nicht auf Geratewohl oder beliebig, sondern apriori auf gewisse Weise bestimmt seien, weil, indem sie sich auf einem Gegenstand beziehen sollen, sie auch notwendiger Weise in Beziehung auf diesen untereinander übereinstimmen, d.i. diejenige Einheit haben müssen, welche den Begriff von einem Gegenstande ausmacht.“ Der Gegenstand „ist nichts mehr, als das Etwas, davon der Begriff eine... Notwendigkeit der Synthesis ausdrückt“. Der Gegenstand ist nunmehr bloß eine „Regel, nach welcher sich bestimmte Vorstellungselemente anordnen sollen, damit sie in dieser Anordnung allgemeingültig anerkannt werden sollen“"”. Die „Regel“ - sie ist das Stichwort. Kant selbst blieb in der ersten Fassung der transzendentalen Deduktion der Kategorien, wie hervorgehoben werden muss, noch vorsichtig auf realem Boden (im doppelten Sinne): seine transzendentale „Logik“ konnte nicht des natürlichen Untergrundes entbehren, den die transzendentale Ästhetik darbietet. Ganz und gar nicht so idealistisch, wie Schopenhauer wähnte, weist die Stempelung der Dinge an sich zu Erscheinungen darauf hin, dass ein kausales Bedingungsverhältnis zwischen Subjekt und Objekt, Bewusstsein und Erfahrung vorwaltet für ihn, dass seine Entwicklungen in rein psychologischer Konsequenz erdacht waren und — dass sie phänomenalistisch auszulegen sind. Gleichwohl freilich weist die Bearbeitung von 1787 die bedeutsame Verschiebung auf, die zu der Interpretationskunst'” seitdem führte, das Heil in der logischen Bedingung zu sehen: der Gegenstand ist „nichts weiter“ als die „Regel“... So reizvoll es wäre, hier kann es nicht die Aufgabe sein, die einer anderen Untersuchung unter den hier nur obenhin angedeuteten Gesichtspunkten vorbehalten sei, zu verfolgen, wann im Verlauf von Kants Entwicklung in den Jahren von etwa 1770 bis 1787 die kausale Bedingung sich zur logischen wandelte. Das hier Gesagte kann nur ein gröbster Umriss sein.
Die Problematik im Begriff des Gegenstandes
Die Lage für die „reine Logik“ bleibt dennoch zunächst durchaus kritisch und bedenklich. Jene Antinomie deutete es schon an: wie und was soll das Bedingende sein, wenn es als Bedingendes des Denkens doch kein Denken sein darf? Das ist die Grundfrage. Noch bleibt immer der Vorwurf offen m.a.W., ob oder wie weit wir berechtigt sind, gerade ein logisches Bedingungsverhältnis anzunehmen zwischen dem Denken überhaupt und einem es Bedingenden, das nur „inadäquat“ erfassbar ist, weil es die Bedingung des Denkens überhaupt ist. Ist diese Bedingung nicht doch im Grunde eine durchaus metaphysische, metaphysisch hypostasiert, und der Sinn einer logischen Beziehung zwischen ihr und dem von ihr Bedingten eine Illusion und ein Trugschluss? Wir meinen: nur so lange man das Verhältnis eben erkenntnistheoretisch gewendet versteht: dass das „Denken überhaupt“ ein (bedingtes) Ding sei, indem man es als Bedeutung nimmt, abgelöst von dem Bedingenden, das seinerseits etwas für sich ist und nicht nur logische Bedingung (wie es das Denken für die reine Logik allein sein kann), sondern ebenfalls ein Ding, wobei zwischen beiden das Verhältnis erst auftauchte: das kausale. Nicht als Bedeutung darf man daher das Denken nehmen, sondern als die Beziehung, das Beziehen selbst. Die kann nicht anders als logisch, niemals metaphysisch bedingt sein, weil sie eben sonst nicht mehr im Sinne eben der logischen Beziehung, im Sinne des Denkens selbst, verstanden wäre. Gerade kausal ist sie nicht bedingt, weil sie sonst zum Gegenstand (Ding) im erkenntnistheoretischen Sinne würde. Dessen „Sein“ ist aber niemals das logische Sein und nur logisch bedingt. Logisches Sein ist aber logische Beziehung, „logischer Gegenstand“ (wie wir ihn gerade dem Gegenstand der Erkenntnistheorie gegenüber nennen)
Der erkenntnistheoretische Gegenstand seinerseits ist dabei indessen dennoch nicht eingeschränkt auf den Begriff des realen Dings der Außenwelt. Jeder vom Denken abgelöste (Denk-) „Inhalt“ ist ein erkenntnistheoretischer Gegenstand — und noch lange kein logischer. Wie wir gleichwohl den Inhalt verstehen, werden wir noch sehen. Nur der logische Gegenstand ist logisch bedingt mithin; er ist dadurch ausgezeichnet, ist seinem Wesen nach das logisch Bedingte: Denken. Übertragen könnte man sagen: das Denken hat zwei Dimensionen; die eine ist das Bedingt sein, die andere das Bedingungssein, insofern die Bedingung ja als logische Bedingung nichts „außer“ dem Denken sein kann. Diese vorläufig noch hinzunehmende Problematik'” wird sich erst später aufhellen: Was ist das logisch Bedingende? Jener vom „Denken“ abgelöste „Inhalt“, das sei gleich noch angeführt, ist das, was wir mit Rickert das „Alogische‘“ nennen, von dem wir oben schon sprachen. Von diesem „Abgelösten“ hat die reine Logik prinzipiell abzusehen, wenn sie das rein Logische durch die das Denken in seinem reinen Wesen charakterisierende logische Bedingung herausarbeiten will, um die Ansprüche der Erkenntnistheorie als ungerechtfertigt darzutun, mittels logischer Bedingungen den Gegenstand bzw. seine Erkenntnis zu gewährleisten.
Es könnte scheinen, als fassten wir den „Gegenstand“ gerade als den, der er für die Erkenntnistheorie ist, in naiv realistischem Sinne, wonach es wohl begreiflich erscheint, dass das Verhältnis zwischen ihm und seinem Erkennen gewiss nicht das logischer Bedingung sein soll, sondern kausaler ist; dagegen müsse der Begriff des Gegenstandes im Sinne des Neukantianismus verstanden werden, um zu ermöglichen, dass er, vom Denken bedingt, wohl logisch bedingt sei. Und was ist das Denken, das der Neukantianismus als Bedingung auszeichnet? Gewiss ebenso wenig wie ihm jener Gegenstand das naiv realistisch gemeinte „Ding“ ist, ist das bedingende Denken im Sinne des Neukantianismus das empirisch psychologische. Wieder und wieder betont jeder Neukantianismus mit allem Nachdruck und aller Schärfe: das bedingende Denken sei lediglich der Ausdruck der „Einheit der Methode“, (des „letzten Einheitsgrundes schaffender Erkenntnis“) die die Erkenntnis zur wissenschaftlichen macht, und diese Methode sei die der Hypothesis, der Frage. Und in der Frage sei, gleichwie das x in der Gleichung, angelegt: der Gegenstand. Ist die Frage richtig gestellt, das Problem zur Bestimmung gebracht, dann ist der Gegenstand nichts als der Ausdruck hiervon. Das x der Gleichung ist ja nichts an sich Unbestimmtes, sondern steht schon in einer gewissen logischen Bestimmung zu den bekannten Faktoren; es bestimmt im Grund auch erst sie, die ihre ganze Bedeutung nur in fraglicher Hinsicht zum x haben, d. h. es besteht eine Korrespondenz und wechselseitige Bedingung zwischen ihnen. Dies eben heißt das Problem zur Bestimmung zu bringen: der Aufweis dieser gesetzmäßigen Wechselbeziehung, nicht die „Auflösung“ des x, die ein nur tautologisches Verfahren, jener Problembestimmung schon analog, bedeutete, in der es ja schon, gleichsam potentiell, aufgelöst ist; das x ist als Korrelat der bekannten Größen schon „bestimmt“. Indessen gerade dies: das Problem zur Bestimmung bringen, heißt, — und weiter bedeutet das x nichts und will es nicht besagen - ein neues Problem aufwerfen, eine neue Frage stellen, einen neuen Vorwurf voraussetzen und ein Ziel der Bestimmung vorauswerfen. Das aber bedeutet: Gegenstand sein, Entgegenstand, besser Vor-Stand (problema) Vorwurf, Vorauswurf. Die Bestimmungsmöglichkeit ist durch die dem x korrespondierenden bekannten Glieder schon implizite vorausgesetzt. Die Frage enthält gleichsam die Antwort. Ist die eine nicht, dann ist auch nicht die andere. So ist die Bestimmung immer bedingt („endlich“). Wir fragen aber: ist das wirklich der Gegenstand, dieses x, wenn es schon bestimmt ist durch jene bekannten Faktoren, die es bedingen und die es bedingt und zwar logisch bedingt (als Aufgabe)? Zunächst sollte es hier gemäß dieser kritischen, transzendentallogischen Definition nicht ganz am Platz sein, von einer logischen Bedingung zu reden? Sind die bekannten Faktoren der Gleichung x es nicht im strengsten mathematischen Sinne, wie die Gleichheit der Dreiecksseiten es für die eingeschlossenen Winkel ist? Und gilt diese klassische Bestimmung des Gegenstandes nicht seit den „Regulae“ des Descartes? '”’ Was soll nun hier die Spezifikation von logischer Bedingung und kausaler Bedingung noch fruchten, wenn es nach dieser Einsicht ausgemacht erscheint, dass auch Erkenntnistheorie, und gerade die Theorie der Erkenntnis des wissenschaftlichen Gegenstandes, diesen ersichtlich logisch bedingt sein lässt? Und dass noch dazu durchaus nicht, wie oberflächliche Interpretation meinen könnte, das empirische zeitliche Denken bedingt, sondern kategoriale, transzendentallogisch erschlossene Denkgrundlagen, Gesetzeseinheiten die logischen Bedingungen sind? Wird darin nicht genau das gesagt, was wir ständig behaupten und für die Bestimmung der Logik aufnehmen? Ja und nein. Dem aufgewiesenen Standpunkt verdanken wir, wie bereits erwähnt, die Methode unserer Reflexionen in normaler Hinsicht durchaus. Alles wäre gut, wenn es nicht nötig wäre, dennoch und gerade hier genau den haarfeinen Unterschied wahrzunehmen Selbst wenn man den so erreichten „Gegenstand“ als „ideales Objekt“ tatsächlich auffasst, den wissenschaftlichen Gegenstand meint und nicht das empirische Ding, so ist ihm doch die Tendenz unterlegt, dass er das Erzeugte ist, indem er als aus den Denkgrundlagen und den kategorialen Beziehungen - als immerhin seinen logischen Bedingungen - als ihr Produkt „abgelöst“ von ihnen betrachtet wird.
Er ist nie und nimmer das Beziehen und Denken selbst, sondern im besten Falle das, was in diesem bedingenden Denken liegt, aber sein Erzeugnis. Und in anderer Weise, in einer nicht mehr für uns akzeptablen, verstehen wir jetzt Cohens Satz: „In der Erzeugung liegt das Erzeugnis“; wir erkennen ihn als einen Trugschluss. Ist für unsere Auffassung darin nur gemeint, dass das („erzeugende“) Denken zugleich das ist, was es erzeugt, nur dass uns das Erzeugnis nicht interessiert und Erzeugendes und Erzeugtes in das Logische, „Inhaltliche“, Etwas zusammenfallen, und, ob das Denken erzeugend ist, ebenso wenig unser Interesse weckt, so liegt jener Cohen‘schen Reflexion zugrunde das Interesse am Erzeugnis, das eben nie und nimmer das erzeugende Denken selbst ist. Irgendwie ist jenes von ihm losgelöst, irgendwie Erzeugtes. Unter dieser Voraussetzung werden ja auch Zeit und Raum zu Denkgrundgesetzen erhoben (!). Deutlich offenbart sich hier der Schleichweg der unwillkürlichen Sophistik. Die Bedingung aber als eine für ein Erzeugnis kann niemals eine logische sein in dem Sinne, der allein zulässig ist, logisch genannt zu werden: wie die Dreiecksseiten es sind für die eingeschlossenen Winkel. Diese können nicht erzeugt werden, noch jene die Erzeuger sein. Und in der Gleichung wird das x nicht von den bekannten Faktoren erzeugt, und diese werden nicht von ihm erzeugt, wenn sie, wie oben gesagt, eines vom anderen bestimmt werden und Bedeutung erhalten. Es wird etwas logisch bedingt; das Bedingte aber ein Erzeugnis der Bedingung zu nennen, ist eine unwillkürliche Substitution, um den Gegenstand (nachdem er als logisch bedingt dargestellt ist) nun auch noch als ein Erzeugnis werten zu können, d.h. als ein Produkt des Denkens, um dieses Denken Schöpferkraft darzutun. Mit welchem Recht und mit welchem Interesse aber dies? Weil man ausgeht vom erkenntnistheoretischen Urverhältnis: Subjekt - Objekt. Weil man mit Recht überlegt hat, dass die Annahme eines Gegebenseins und das Abbilden dieses (gegebenen kein ersprießliches Ergebnis zeitigen können: die Einheit der Methode zu gewährleisten, besann man sich auf die Eigentümlichkeit des Denkens logisch zu bedingen, und darauf, dass das Bedingte durch eine logische Bedingung allen Zweifeln gegenüber in seiner objektiven Sicherheit und Notwendigkeit gewährleistet sei, übersah aber, dass alle noch so logische Bedingung nichts leistet, was einer Erzeugung im Denken entspräche, auf die es im Subjekt-Objekt-Verhältnis ankommt; dagegen durch die logische Bedingung ist das Denken selbst charakterisiert, unter diesem Gesichtspunkt allein ist von einer logischen Bedingung zu reden gewährleistet. Der Kritizismus dokumentiert sich unter dieser Konsequenz als eine uneingestandene Resignation: indem man mittels der Definition dokumentierten Bedingung zum Gegenstand nicht gelangt, definiert man ein der Definition zugängliches Substitut als solchen: Das Gedachte als Erzeugnis des Denkens. Mag es immer Erzeugung geben und mag sie bedingt sein, wodurch immer sie wolle: das, was sie (acc.) als solche bedingt, kann unmöglich eine logische Bedingung sein, so wenig als sie das Erzeugte bedingen kann. Das Denken kann zu seinem Bedeutungsinhalt (Objekt) niemals logische Bedingung sein. Wir können uns im Subjekt-Objekt-Verhältnis das Subjekt sowohl wie das (übrigens sowohl reale wie ideale) Objekt nur unter der Zeitbedingung, das ist in kausaler stehend denkend. Alle logische Auffassung dieses Urverhältnisses ist eine metabasis eis allo Genos. Sehr interessant entwickelt Liebmann'” das Unterscheidende zwischen logischer und kausaler Bedingung angesichts der Vermischung beider, die Spinoza vorgeworfen wird: dass bloß eine „absolute Weltintelligenz“ vermöchte, jedes beliebige Naturereignis als einen logischen Schluss aufzufassen, womit eine „Logik der Tatsachen“ erreicht wäre.
Im Logischen kann aber überhaupt die Erzeugung nicht so verstanden werden, wie sie als solche des natürlichen (realen oder idealen) Gegenstandes immer gemeint ist; und was mit dem Erzeugten gemeint ist; ist niemals logisch bedingt, wird niemals dadurch erzeugt, dass es logisch bedingt ist. Nur als Symbol für den Gegenstand und übertragen kann das x verstanden werden, sofern man den Prozess der Erkenntnis damit zum Ausdruck bringen will: dass immer ein Unbekanntes bekannt werden soll. Jedoch keine Symbolisierung verbürgt die Bedingung des Gegenstandes als eine logische Bedingung. Das hielt man nicht auseinander.
Aber darum auch ist der logische Gegenstand in unserem Sinne aufs Schärfste abgehoben vom Gegenstand im Sinn des Erzeugnisses — und sei dies selbst Denkerzeugnis; sondern der logische Gegenstand ist nichts als das Denken, die Beziehung, das Etwas selbst. Seine Bedingung bedingt nicht, dass es erzeugt wird (vom wem? dem „Subjekt‘?), sondern es ist bedingt, weil es da ist, wie die Winkelgrößen diese oder jene Bedingtheit durch diese oder jene Seitenverhältnisse haben, weil sie als solche da sind. Und das Verhältnis beider zueinander ist eine Beziehung, ein Denken, ein logischer Gegenstand, kann in einem Urteil oder auch in einem Begriff vorliegen und ausgesagt werden. Dass jene Winkel bedingt sind, sagt nicht im geringsten, dass sie in diesem Denken erzeugt sind, sondern nur, dass sie (als eventuell gleiche bei gleicher Seitengröße) da sind. (Logisches) Sein und (logisches) Bedingtsein sind Äquivalenzen. Indessen ein Erzeugnis auch des Denkens oder selbst der Denkgrundlagen, ist, will es durch irgendwelche Bedingung des Erzeugens gekennzeichnet sein, stets nur kausal bedingt: psychologisch. Eine logische Erzeugung gibt es nicht. Und mit der Erzeugung hat es der Neukantianismus zu tun. Dies zu kennzeichnen, trennen wir logische und kausale Bedingung. Gerade die neukantische Orientierung der Erkenntnistheorie an der Mathematik hätte Gelegenheit gegeben, davor zu warnen, von logischer Erzeugung zu reden. Der Weg ist illusorisch und hat allenfalls den Wert, dass in Fragen der Erkenntnistheorie von rein übertragenen, symbolisierenden Verhältnissen aus dem Gebiet logischer Bedingungsverhältnisse gesprochen wird. Denn was ist es anderes als Analogie: den Gegenstand als das x der Gleichung zu betrachten, und als seine erzeugenden Faktoren die bekannten Größen anzusprechen? Ist es der Gegenstand wirklich, den man meint, oder nicht vielmehr nur ein abstraktives Analogon, weil man seinem Verhältnis zum (bedingend sein sollenden) Subjekt nicht eindeutig beikommt? Es wird nicht bezweifelt, dass sich so die Objektivität des wissenschaftlichen Gegenstandes erweisen lässt. Aber als mathematisches (oder ideales) Objektiv (Denkerzeugnis) definiert, wohnt diesem „Gegenstand“ (in seiner Identität) diese Objektivität schon — evident! — inne; es ist also einem Taschenspielerkunststück ähnlich, mit dem Beweis für den Gegenstand als objektiven (dem „Wie“ seiner „Möglichkeit‘“) auftrumpfen zu wollen, sofern und soweit er in der Gesetzesbestimmtheit des Denkens bestehend angenommen wird. Die Gesetzesbestimmtheit des Denkens erzeugt aber nichts. Der Gegenstand als ihr Erzeugnis ist also eine reine Illusion. Külpe weist hierauf übrigens hin: „dass Natorp zwischen einem Erkenntnisinhalt und deren Objekt nicht unterscheidet, also nur von idealen Objekten und unbestimmten Wirklichkeiten etwas weiß“17) Wir meinen freilich — gegenüber auch Külpe - dass er zwar „nichts weiß“ von einem „realen Objekt“, aber in der Entwicklung des „idealen Objekts“ meint, jenes zu erreichen, weil er Begriff und ideales Objekt nicht scheidet, wie Külpe ganz richtig sieht. Für die Frage nach der logischen, Bedingung entfällt aber der Gegensatzzwischen idealem und realem Objekt überhaupt; die logische Bedingung bedingt nur den logischen Gegenstand, d. s. Beziehungen und sonst nichts. Es gibt keine logische Bedingung selbst für ein Denk-Erzeugnis, für etwas, das aus dem Denken als seine (des Etwas) Bedeutung heraustreten soll: das Objekt. Ist dieses nun weniger Zwischenraum etwa als ideales nicht wohl zeitlich (wie das reale Objekt), so ist es kategorial bedingt. Und die Kategorien sind die wahren Mittel jener Erschleichung. Gegenüber der oben berührten, im Grunde frühkritischen Einsicht Kants, dass der Gegenstand doch etwas mehr sei, als das bloße logische Produkt reinen Denkens, und die ihm mit Recht veranlasste, die Erörterungen über Zeit und Raum an die Spitze seines Werkes zu stellen, entgegen der freilich von seinem Standpunkt aus mit guten Gründen vorgetragenen Meinung Natorps: sie gehören hinter die Kategorien”, ergab sich die idealistische Logik schaffen, der Täuschung: Denkformen, logische Beziehungen erzeugen etwas, dieses Etwas sei der Gegenstand. Und dieser Gegenstand sei logisch bedingt, da das Bedingende logische Formen seien. Man sah nicht, dass man einen anderen Gegenstand ermittelte, als den, der in „Wirklichkeit“ aller Erkenntnis am Herzen liegt: der Erzeugte. Den kann logisches Denken aber nicht erzeugen.
Das Problem im Besonderen
Als Kategorien bezeichnet man Denkformen (Beziehungen), sofern sie als Voraussetzungen gelten für Gegenstände der Erkenntnis. Diese Formulierung gibt ein weiteres Mittel an die Hand, Logik und Erkenntnistheorie voneinander zu trennen. Denn, da Logik letzterer gegenüber es nicht mit den Gegenständen der Erkenntnis zu tun hat, sondern mit den Denkformen für sich, entfällt für diese Disziplin die Veranlassung, diese Denkformen als Kategorien zu betrachten. Sie sind einfach die logischen Beziehungen, wenn sie Objekt der Logik sind. Identität und Gleichheit sind solche Denkformen; so werden sie meistens als koordinierte behandelt. Windelband bezeichnet sie als Kategorien, die erstere als konstitutiv, weil sie für den Gegenstand gilt, die letztere als reflexive, weil sie bloße Beziehung von Vorstellungsinhalten untereinander, unabhängig von gegenständlicher Beziehung sei'” In dieser Scheidung wirkt die altertümliche Gegenüberstellung von formaler Logik und Erkenntnistheorie nach, die auch Kant noch beibehält, ”” wobei er aber die letztere Disziplin zur transzendentalen Logik entwickelt. Diese in der Deduktion der reinen Verstandsbegriffe niedergelegte Entwicklung einer Erkenntnistheorie wurde im Neukantianismus zur Logik der reinen Erkenntnis. Sie stellt eine letztmögliche Verschmelzung von Logik und Erkenntnistheorie dar. Im Widerspruch zu dieser Konsequenz des Neukantianismus ist unsere Forderung strenger Scheidung beider Disziplinen erwachsen als Grundlage zu einer geplanten Kategorienlehre, die letztlich die kategorialen Grundlagen des Denkens selbst -— und weiter damit der Wissenschaft darstellen will. Dies kommt aber hier nicht zur Ausführung. Die Kategorien der Logik somit, als Kategorien des Denkens, sind mithin nicht die Kategorien des Gegenstandes im Sinne der Erkenntnistheorie. Mehr aber als die Denkformen Voraussetzungen für diesen Gegenstand sind, sind jene „Kategorien“ Voraussetzungen des Denkens, nämlich dessen logische und nur logische Bedingungen. Der Plan ist, wie gesagt, an den der Marburger Gegenstandstheorie wohl angelehnt, beruht indessen aber auf der grundsätzlich sich ihr gegenüberstellenden Überzeugung, dass eben Logik über den Gegenstand nichts ausmachen kann, sondern nur über Denkformen. Also: Denkformen dem Gegenstand als Voraussetzungen gegenüberzustellen ist unzulässig, sofern man damit beabsichtigt, durch Erörterungen der logischen Verhältnisse dieser Denkformen über den (meinetwegen in ihnen liegenden) Gegenstand etwas ausmachen zu können. Demgegenüber kann von logischer Bedingung nur geredet werden, wenn ein logischer Gegenstand bedingt werden soll. Kein anderer Gegenstand untersteht logischer Bedingung. Dass ein Stein erwärmt wird, steht nicht unter der logischen Bedingung des Sonnenscheins. Es ist mindestens ungenau, wenn Wundt die Erde als „die permanente Bedingung der einzelnen Fallerscheinung“ bezeichnet”. Aber das Denken, die Beziehung, der logische Vollzug, der dieses kausale Verhältnis zwischen Steinerwärmung und Sonnenschein, — oder auch der logische Vollzug, in welchem es zum Ausdruck kommt, der ist logisch bedingt. Um dieses Etwas, dieses Urteils, dieser Aussage, dieser Erkenntnis willen ist die logische Bedingung gefordert und nur um derentwillen, nicht, um den von ihr abgelösten Inhalt, die Bedeutung, das Objekt, den Gegenstand der Erkenntnis — als ihr gegenüberstehend — zu ermitteln. Und darum ist dies Etwas der logische Gegenstand, Der ist Denken, Beziehen und Beziehung. Was aber bedingt ihn? Wir werden sehen: die Identität.
Der aufgewiesene Unterschied grenzt die Fragestellung der reinen Logik radikal ab von aller Frage nach dem Gegenstand, dem Problem der Erkenntnistheorie. Das sollte die Ansprüche dieser Disziplin, gerade die Wissenschaften in ihrem Verfahren, das „Wissenschaften“, auf letzte logische Grundlagen zurückzuführen, modifizieren. Dennoch aber braucht Logik sich nicht auf" den Standpunkt der Formalistik drängen zu lassen. Denn — und das ist meine Grundüberzeugung — das Denken ist Denken des — Gegenstandes. Das will so verstanden sein: die Beziehungen, die die Denkformen darstellen, sagen, wie wir sahen, etwas aus. Sie sind dies Etwas unmittelbar, als Aussage, selbst. Denken ist Etwas—Denken. Es kann nicht Nichts gedacht werden, wenn logisch gedacht wird. Es kann nicht ein Denkinhalt, und in ihm besteht logisches Denken, keiner sein. Das Nichts ist logisch auch Etwas: eben — „Nichts“; „nichts denken“ heißt nur: überhaupt nicht denken. Und nur das logische Denken zu untersuchen, ist Aufgabe der Logik, nicht der Denkakt, der, welchen Inhalt er immer haben will, die Psychologie angeht. Das Etwas besagt: es ist ein logischer Gegenstand da, eine logische Erhebung wird gemacht. Form und Inhalt sind, in Eins gesetzt, im Etwas aufgehoben.
Es ist ja zweifellos klar, dass jede Reflexion über den Gegenstand, der nur für das naive Bewusstsein „an sich“ da ist, den Gegenstand überhaupt auch in dieser Reflexion haben, ihn „begreifen“, und das heißt: denken muss. Er ist also scheinbar gerade so Objekt für das Erkenntnisinteresse wie für die Logik der Denkinhalt als logischer Vollzug. Aber während das für die Logik selbstverständliche Voraussetzung ist, ist die Erkenntnistheorie schon auf die Annahme solcher Voraussetzung angewiesen. da sie von vornherein auf die Frage reflektieren muss, die das naive Bewusstsein stellt: die nach dem Gegenstand, der aber eben für es an sich da ist. Hier ist dieser Gegenstand Problem; sie kann ihn nicht voraussetzen, den sie sucht. Der Erkenntnistheoretiker weiß jenem naiven Standpunkt gegenüber, dass der Gegenstand nur einer sein kann, der zunächst in dem ihn meinenden Begriff begriffen, erfasst wird. Was veranlasst die Erkenntnistheorie nun, den Gegenstand von seinen Begriff loszulösen, ihn als das Gemeinte vom Begriff getrennt anzunehmen“! Doch nur sein Ansich sein. Aber ist seinerseits nicht doch wieder ein gemeinter Gegenstand schon etwas anders als der Gegenstand, den man im Gemeinten meint, nämlich ein eben gemeinter, d. h. also doch: begriffener, gedachter etc.? So kommt die Erkenntnistheorie über Widersprüche nicht hinaus, wenn sie nicht Annahmen macht. Sie bleibt mit ihrem Urproblem bloße Anerkenntnistheorie. Niemand ist gezwungen, im gemeinten (gedachten!) Gegenstand entweder etwas anderes zu „meinen“ als das im Begriff Gehabte, oder eben nur das im Begriff Gehabte als etwas Gemeintes (Gedachtes) anzuerkennen. Das rührt daher, dass das Gedacht werden im erkenntnistheoretischen Sinne ein anderes Gedacht werden darstellt, als das im Sinne der Logik. Dessen müssen sich beide Disziplinen wohl bewusst bleiben. Logik wenigstens darf auf etwas Gemeintes als auf etwas anderes als das in begrifflicher Form Gehabte nicht eingehen. Damit verliert aber ein gemeinter Gegenstand für sie auch jeden Sinn. Gegenstand ist eben so viel wie Denkinhalt; wir nennen es logischen Gegenstand, Etwas. Also ist der Unterschied zwischen Begriff, d. i. Bedeutung des im Begriff gemeinten Gegenstandes und diesem („gemeinten“) Gegenstand hinfällig und automatisch für sie aufgehoben. Es gibt für sie gar keinen Begriff im Sinne der Bedeutung eines Gegenstandes, wie schon gesagt wurde, sondern nur den Inhalt, wenn man so sagen darf, d. i. das Denken selbst. Sie fragt gewissermaßen: wie denkt das Denken, wie verfährt das Denken, das Inhaltsein, um Inhaltsein zu sein“! Die Erkenntnistheorie fragt: was denkt das Denken? Sie zerlegt es in das Denken und das, was es denkt: „Inhalt“ und Gegenstand werden voneinander getrennt. Vom Standpunkt der Logik aus zu fragen, wie denkt das Denken, ist im gleichen Sinne „tautologisch“, wie wenn die Physik fragt: wie bewegt sich die Bewegung“? Das heißt nämlich: wie verführt die Bewegung, um Bewegung zu sein? Oder: was ist Bewegung? Also: was ist Denken?
Die Identität
Die Frage nach der Identität führt sich nun darauf zurück, zu ermitteln, dass wir nicht imstande sind, des Denken selbst zu denken, d. h. also etwa einmal nicht immer nur das Etwas, das das Denken stets selbst bedeutet, sondern gleichsam wie hier uneigentlich gesagt sei: das Denken des Etwas selbst, eben ein Denken als seine Bedingung, zu erfassen. Das ist nicht möglich. Und dennoch ist sie da, die Bedingung, ist sie so logisch wie nur irgend möglich, ebenso wie das Etwas und nur es — denn es ist eben das „Denken des Etwas“ selbst — vorhanden ist als das Bedingte, das als solches Bedingung hat. Die Beziehung, die wir Denken nennen, ist da; ihre Bedingung ist aber „vorbezüglich“; denn wäre sie Beziehung im Sinne von Denken, dann bedürfte sie ja eben der Bedingung. Da die Bedingung des Denkens aber auch „da ist“, sonst wäre kein Denken, so nennen wir sie im Sinne einer methodischen Charakteristik vorbezüglich. Erklärend für das hier Gemeinte, ohne uns sachlich anzulehnen, kann an das Prinzip des Erkennens erinnert werden, wie Lask es bei Kant vertreten findet: dass der „Machtbereich des Logischen“ auch „Denkbares“ umfasst, das bloß unserem auf die Kategorialform des Sinnlichen eingeschränkten, „restringierten“ Erkennen „verschlossen“ ist. So wäre die Sphäre der Bedingung durchaus auch kategoriallogisch „betreffbar“, charakteristische Beispiel von Kants „Ding an sich“ hin, das ein „Metalogisches“. Lask weist auf das zwar „crkenntnistranszendem“, aber nicht „logostranszendent“ sei. „Der Abstand der sinnlichen Wirklichkeit von den transzendenten Dingen an sich ist gleichbedeutend mit dem Abstand zwischen dem das Sinnliche und dem das übersinnliche betreffenden logischen Gehalt“, Die vorbezügliche Sphäre darf aber nach unseren Voraussetzungen unter keinen Umständen verwechselt werden mit einer Transzendenz. Mit Nachdruck ist solchen erkenntnistheoretischen Reflexionen, die zur Metaphysik führen, gegenüber zu betonen, dass die Bedingung methodisch dem Denkvollzug als vorbezüglich gegenübergestellt werden muß, womit das rein Logische aufs Tiefste von aller Erkenntnistheorie geschieden ist. Sind aber nicht überdies in den Wissenschaften die Beispiele gar nicht selten, dass logisch gültige Aussagen gemacht werden über Gebiete, die sich der adäquaten Erfassung durchs Erfahrungsdenken, dem Gedachtwerden können an sich entziehen? Es darf nur an die Mathematik des Unendlichen erinnert werden, an das, worüber Natorp sich mit Recht „verwundern“ darf, „daß, obgleich also die im Endlichen geltenden Beziehungen (der Mathematik) im Unendlichen nicht unverändert gelten bleiben, dennoch eine Rechnung (d, i. Denken) mit dem Unendlichen widerspruchslos möglich bleibt, dass sämtliche Rechnungsarten bei sinngemäßer Abänderung ihrer Gesetze (im Unendlichen)Anwendung leiden und zu sicheren brauchbaren Ergebnissen führen“23).
Die Bedingung ist zugleich die Beziehung, Bedingung ist nicht ohne ihre Erfüllung (Denken), Beziehung nicht, wenn sie nicht vollzogen wird, während Erfüllung und Vollzug dasselbe sind. Also liegt die vorbezügliche Beziehung-, die „ununterschiedliche Verflechtung“ des Einen als des Einen bloß des Anderen und des Anderen als des Anderen bloß des Einen, wie wir sie paradigmatisch formulieren, durchaus auch „im Denken“, genau so, wie Rickerts „Momente“, „die sich gesondert nicht denken lassen“, dennoch im Gegenstand liegen, sofern wir ihn „mit einem Worte bezeichnen“. Es ist hier nur umgekehrt: Das, was in der Beziehung (als vorbezüglicher) „liegt“, übrigens aber nicht, wie bei der Erkenntnistheorie, von der Beziehung abgelöst werden kann (etwa als Inhalt von Form), ist das Etwas, das sie gesagt, ist — es scheint fast tautologisch — Denken. Das aber „haben" wir, es lässt sich mit einem Worte bezeichnen, während gerade jene Beziehung sich „nicht gesondert denken“ lässt, Und eben diese Unmöglichkeit, dass sie gesondert gedacht werden kann, ist das Indizium dafür, dass wir uns in rein logischen“ Sphäre bewegen. Und unmittelbar klar wird es hier, dass in ihr ein Bezug zum Subjekt keinen verständlichen Sinn haben kann. Reine Logik hat es ausschließlich mit dem angegebenen Verhältnis: Etwas und vorbezügliche Bedingung des Etwas zu tun, welches Verhältnis das bezeichnet, was wir erfüllt Denken, was wir in seiner „Wirkung“ Beziehen nennen. Die logische Bedingung, als Korrelat zum Bedingten, ist mit dem Vollzug da: in der Erfüllung seiner Bedingung haben wir das Denken, wie es die reine Logik sieht: als erfüllte, als vollzogene Beziehung (anders als bei Hartmann). Die Beziehung ist nur als vollzogene eine Beziehung. Es sind die beiden „Dimensionen“ des. Denkens. Eine nicht vollzogene Beziehung gibt es nicht, wäre eine Contradictio wie der absolut unbezogene Vollzug es ist, Logisch muss die Beziehung ihre Erfüllung bedingen. Das ist einleuchtend. Wie sie sie bedingt, wie mithin Denken Denken wird, soll nun die Identität lehren, wie wir sie verstehen.
Sagen wir also andererseits: die Identität sei eine logische Bedingung des. Denkens, so will das heißen: sie vermittelt das Verhältnis zwischen Bedingung und Bedingtem, indem sie beide methodisch auseinanderhält: die eine als ununterschiedene Verflechtung von Beziehungen (Bedingung), die andere als bestimmte Beziehung (bedingtes Denken), das heißt einmal als Eines bloß als Eines des Anderen und umgekehrt, dann als das Eine seiner selbst.
Das, was logische Bedingung hat, wird durch diese Bedingung zu etwas ganz anderem, als etwas kausal Bedingtes es wird. Darum darf aber freilich auch die „kategoriale“ Grundlage, die sich als logische Bedingung erweist, dass auf ihr Beruhende nicht in dem Sinne auffassen lassen, wie die Erkenntnistheorie das auf den überlieferten Kategorien Beruhende, das von ihnen Begründete, auffasst: den Gegenstand, ihr „Produkt“. Eben der Umstand, dass gerade die logische Bedingung allein für den logischen Gegenstand in Betracht kommt, scheidet den Anspruch aller Erkenntnistheorie von logischer Behandlungsmöglichkeit ihres Problems ab, den Anspruch, die Erkenntnis des allgemeinen Gegenstandes zu gewährleisten durch den Nachweis logischer Bedingung für ihn. Sie sind für den allgemeinen Gegenstand unanwendbar und eine Täuschung. Die Disziplin, die „kategoriale“ Grundlagen für den logischen Gegenstand, also für Beziehungen, logische Vollzüge, aufdeckt, darf sich darum, zum Unterschied von der Erkenntnistheorie, wohl Logik nennen, mag auch das Problemgebiet dieser Logik mit dem der überlieferten Logik oder anderer ihrer Zweige überhaupt sich nicht decken Wir nennen diese Logik darum zunächst nur unverbindlich „reine Logik“ oder Erkenntnislogik.
Das Subjekt eliminiert sich deshalb aber aus der Betrachtung, weil es niemals logische Gegenstände bedingen kann, sondern nur Objekte, und diese nur kausal. Die logische Bedingung für den logischen Gegenstand ist aber nicht etwa als Subjekt anzusprechen, noch er als Objekt, so wenig wie Dreiecksseiten und Winkel in diesem Verhältnis stehen.
Die Identität nun als Bedingung des Denkens auszeichnen und erkennen, heißt dem Einwand begegnen, dieses sei das Bedingte „überhaupt“, doch in einem anderen Sinne bedingt, als es das einzelne Urteil sei oder die Dreieckswinkel es durch die einschließenden Seiten seien. Es ist nämlich gar nicht, wofür der Einwand allein stichhaltig wäre, die Erscheinung, die Lebensäußerung, die wir Denken nennen, gemeint, sondern durchaus der logische Vollzug, jedes einzelne Beziehungsverhältnis, das wir Denken überhaupt nennen. In diesem Sinne verwenden wir auch die Paradigmata, als gleichsam Beispiele bloß, Abbreviaturen des logischen Verlaufs und Repräsentanten des Denkens, des Beziehens und Vollziehens logischer Verhältnisse und Beziehungen. So leiten wir aus diesen Paradigmen auch durchaus nur beispielsweise die Identität als das „Eine seiner selbst“ ab, wohl eingedenk, dass es nur eine uneigentliche Umschreibung des Sachverhalts ist, der nicht eigentlich beschrieben werden kann, der sich jeder Fixierung seinem Wesen nach im Grunde entzieht. Obwohl wir gerade unser Paradigma des Einen als des Einen bloß des Anderen und des Anderen als bloß des Anderen des Einen durchaus selbständig gefunden, entwickelt und angewendet haben unabhängig von Rickerts Bestimmung des Einen und des Anderen als Grundformen (nicht Grundbeziehungen) des rein logischen Gegenstandes, weisen wir dennoch gern auf die Verwandtschaft seiner Entwicklungen und Gedankengänge bezüglich des Prinzips des rein Logischen durch diese seine Bestimmung mit den unseren hin. Er betont mehr das logisch seiende Verhältnis zwischen dem Einen und dem Anderen, wir dagegen das logische Verhalten, die logische Beziehung, für die die beiden Termini nur Ausdrucksmittel sind, die logische Bewegung. Die Identität kann nur als eine logische Funktion (diese Funktion ist also als logische keine „Tätigkeit“), gleichsam wie der leitende Plan in einer Arbeitsleistung, die ihn nur erschließen lässt, zu verstehen sein, als Funktion um die Einheit, die Urteil und Begriff je darstellen, das Denken also, methodisch auseinanderzutreiben in die. dualistische Spannung von Bedingung und Bedingtem, die in der Vorbemerkung und öfters erwähnten zwei Dimensionen, in die das Denken auseinandergelegt ist, durch die es als Bewegung, als der kontinuierliche logische Prozess der diskreten „Setzung“ charakterisiert wird. Nicht aber die petrefakte Bedeutung eines vom Denken (als Akt!) abgelösten Inhalts oder Gegenstandes kann wie gesagt als „Inhalt“, den wir unter Denken (als logischen Vollzug) im Auge haben, angesprochen werden; das führte zur erkenntnistheoretischen Einstellung und bedeutete nicht die logische Spannung, die das Denken darstellt, sondern ein kausales Verhältnis vom Denken (als Logischem für sich!) und vom in jener petrefakten Bedeutung gemeinten, d. i. abgelösten Gegenstand. Denn die Bedeutung ist doch immer nur Bedeutung von einem Bedeuteten, das sie bedeutet. Darum, wenn man den Begriff im Sinne der Bedeutung von etwas verstehen, macht man das, was man unter dem Wort „Begriff“ versteht, zu etwas substantiell Verschiedenen von dem, was man im rein logischen Sinne unter Begriff versteht: den logischen Vollzug, als den man das Urteil gleicherweise verstehen muss. Beide, Begriff und Urteil, sind nichts als logische Vollzüge, Entfaltungen der logischen Spannung, Erfüllungen logischer Bedingungen.
So kann die logische Bedingung also nicht als Subjekt verstanden werden. Die Identität ist logische Bedingung des logischen Prozesses, des logischen Vollzuges, der Erfüllung dieser Bedingung, der Diskretion der Kontinuität des Inhalts, der Denken ist; sie wird logische Bedingung des Denkens. Die Identität wird gelegentlich definiert als das, von dem das Denken ausgeht und zu dem es wieder zurückstrebt, wenn ich den Sinn dieser Auffassung richtig verstehe. Das ist insoweit richtig als das Spannungsmoment des Denkens damit gut zum Ausdruck kommt. Indessen: die Identität ist keine Ruhelage des Denkens gleichsam, obwohl das Wort das Unausdrückbare des Denkens als Nichtdenkens zu formulieren bestrebt ist: die. absolute Aufhebung des Widerspruchs; Ed. v. Hartmann sagt: „Der Satz der Identität negiert nur diejenige Nichtidentität, die nach dem Satz vom Widerspruch logisch unstatthaft wäre“24)‚ und leitet den Identitätssatz so vom Satz des Widerspruchs ab, wie er überhaupt, worauf Windelband“25) hinweist, die Identität bloß als den „höchsten Grad der Gleichheit“ betrachtet. Hartmann sagt im gleichen Sinne: „Die bloß faktische Identität mit sich ist etwas logisch Indifferentes, das weder eine positive noch eine negative Bestätigung des Logischen herausfordert.“ Dass aber erst der Widerspruch die Identität aus der logischen Indifferenz heraustreibt, kann ich nicht anerkennen; denn ebenso gut könnte das Umgekehrte der Fall sein. Das Umgekehrte aber ist auch der Fall, nur nicht für den Widerspruch allein, sondern für Denken, Eine Ahnung des Richtigen liegt darin, sie als Gleichheitsgrad zu behandeln. Dann ist es aber keine Identität, Eine Denkform der Identität gibt es überhaupt nicht, sondern nur eine der Gleichheit; die Identität ist eine Denkgrundlage (Cohen), eine logische Bedingung, Als Denkform bedürfte sie ihrer eigenen logischen Bedingung; denn Denkformen stehen unter dieser logischen Bedingung der Identität Es kann also auch keinen Satz der Identität geben, wie wir später sehen werden. Nicht aber als Ruhelage ist die Identität unausdrückbar und „namenlos“, sondern als Funktion des Denkens, Die Definitionen über sie gelten daher alle nur übertragen und uneigentlich und können nicht beanspruchen, dogmatisch vorgetragen zu werden. Jedenfalls fern davon, eine Ruhelage des Denkens zu bedeuten, ist die Identität vielmehr als belebendes Ferment wirksam anzusprechen, als funktionierend; sie hält, wenn dies so gesagt werden darf, das Denken als eine Bewegung gleichsam wach, im Fluss, in ununterbrochene!“ Bewegung. Kehren wir noch einmal zu jener Antinomik zurück Sie voll zu würdigen erfordert der Umstand, dass das Verhältnis von Denken und Identität, dem unsere Ausführungen gelten, unweigerlich an sie heranführt. Denn wenn ich das Denken, welches das Etwas bedingt, meine, wird es, das. Denken, selbst Etwas, wird es selbst Gegenstand uff. in infinitum. Indessen müssen wir uns hier bewusst sein, dass dieser „Gegenstand“ es im erkenntnistheoretischen Sinne ist. Das eben gebrauchte Verbum „Meinen" zeigt diese Einstellung an: Das Etwas kann nur Etwas werden für ein es denkendes Subjekt; und will man es, das Subjekt, so erreichen, dann wird es ein Gegenstand für ein wiederum es denkendes Subjekt. Das ist eine altbekannte Sache. Der Sachverhalt erinnert uns an Kants Satz: „Das: Ich denke, muss alle meine Vorstellungen begleiten können“. Und wird das Subjekt, sofern man es immer erreichen will, so immer zum Gegenstand, dann kommt man über das Gegenstand-Werden nicht hinaus; so geraten wir in den Regressus von Voraussetzung zu Voraussetzung immer und immer; sie ist nicht selbst zu erreichen, Das aber ist ihr Wesen, weil sonst der Prozeß des Denkens stillstände, kein Denken wäre. Also zeigt der Sachverhalt das Wesen des Denkens an. Und das Subjekt scheint das Denken zu bedingen und zwar logisch zu bedingen. Wir lernten aber absehen von dieser Subjekteinstellung, da sie andere, nämlich erkenntnistheoretische Zwecke verfolgt: zum Gegenstand will (sei es auch das x der Erkenntnis) und nicht zum logisch Bedingten. Das Verfahren legt es darauf an, zu diesem zu kommen, der Sinn des Ziels aber ist ein anderer. Für uns wandelt sich ‚jener erkenntnistheoretische Regressus in den rein logischen Progressus, zum Prozess des Denkens, der gerade aus jener antinomischen Spannung hervorwächst. Wiesehr es naheliegt, dass diese Antinomie das Problem radikal einfließen lässt in die Richtung der Disziplin, deren unrechtmäßige Ansprüche wir bekämpfen, beweist die Möglichkeit, den gleichen Sinn des Bedingungs-Regresses in dem neukantischen Gedanken wiederzufinden, der das Erkennen als unendlichen Prozess formuliert aus dem Grunde, weil keine letzte Determinierung endlich möglich ist, d. h. eine solche ohne Denken, eine die nicht durch Denkbestimmung ermöglicht ist, mithin das Determinierte also stets nur im Denken, als dem Determinierenden, vollzogen wird. Indessen brachen wir mit unserer Überzeugung und dem Sinn unserer Logik, wollten wir nicht das Unterscheidende erkennen: dass dort der Prozess veranlasst ist durch die Ablösung des Objekts (als unendlich fernen Zielcs) vom determinierenden Denken. Die Logik dagegen macht die Antinomie, die ihr entgegentritt, fruchtbar in der Weise, dass sie sie als im Denken selbst gelegen erkennt und zwar so: dass die logische Bedingung des Denkens zwar nicht Denken, aber dennoch wie gesagt durchaus Logisches ist; denn was das Denken logisch bedingt, kann nicht außerhalb des Denkens liegen.
Nun ist es aber nicht so, als trete — um mit einem konsequentesten Vertreter der Richtung im Sinne des angedeuteten Einwandes: mit Hartmann zu reden: — „die Kausalitätskategorie als synthetische Kategorialfunktion in Kraft und supponiere zu der gegebenen Wirkung eine nicht gegebene Ursache“? Das Denken ist nicht im Sinne einer „gegebenen Wirkung“ aufzufassen, und die logische Bedingung als „nicht gegebene Ursache“. Gerade vor solcher Substitution oder Analogie auch nur muss man sich strengstens hüten. Diese Auffassung dient allerdings geradezu dem schärferen Herausstellen eben des anderen, des rein logischen Sachverhalts. Der kennt keine Kausalität; denn das logische Denken, der logische Vollzug, der logische Gegenstand kann nur logische Bedingung haben —- die vorbezügliche Beziehung ist es, die nur inadäquat erfassbar, aber darum noch lange nicht „nicht gegeben" ist, wie es die transzendente Ursache für die Wirkung ist. Denken als Wirkung einer Ursache auffassen hieße, es zum psychischen, zum Bewusstseins-Akt machen, Hartmann betont ja andererseits selbst, demgegenüber den Sinn des logischen Verhältnisses (von Grund und Folge) ausdrücklich charakterisierend, die Möglichkeit der „unbedingten Vertauschung" von logischem Grund und logischer Folge, weil es „unzeitlich“ sei. Genau so wären die vorbezügliche Beziehung und die bestimmte Beziehung (Denken) durchaus vertauschbar, wenn sie in Wahrheit zunächst nicht bloße abstraktive Bezeichnungen rein methodischer Art für das Bedingende und das Bedingte wären, für einen erst noch näher zu charakterisierenden Sachverhalt (die Identität als Bedingung). Denken ist ja kein „dinglich“ Bedingtes (dann wäre es ja kausal bedingt und etwas ganz anderes als das, was wir untersuchen; es erforderte Vielleicht ein kausal bedingendes Subjekt), sondern es ist seinem Wesen nach das schlechthin Bedingte, das (und deshalb ist es Denken) allein logisch Bedingte. Und so fordert es schlechthin seine logische Bedingung (die die reine Logik methodisch herausarbeitet); die ist ebensowenig etwas „dinglich“ Bedingendes“27) (als welches das Subjekt fungieren könnte). Als im logischen Bedingungsverhältnis zueinanderstehend, wären vorbezügliche Beziehung und bestimmte Beziehung, wie gesagt, durchaus vertauschbar. Dies Moment charakterisiert ja das logische Bedingungsverhältnis, das die reine Logik herauszuarbeiten hat. Indessen stempelt die Einführung der Funktion der Identität sie nicht nur zu bloßen Bezeichnungen, sondern sie hat ferner den Zweck, das Bedingende als solches und das Bedingte als solches zu charakterisieren. Die logische Bedingung kann kein logisch Bedingtes sein und dies nicht sie — ohne dass beider Sinn aufgehoben wäre. Den gilt es zu präzisieren; denn das Denken soll gekennzeichnet werden. Mit den methodisch aus ihm herauspräparierten Dimensionen hat das Spiel der Vertauschung, so erhellend es den Charakterdeslogischen Bedingungsverhältnisses dartut, keinen Zweck mehr. Deshalb sind wir auch in der Lage, nun von vorbezüglicher Beziehung und bestimmter Beziehung als Bezeichnungen für beide Dimensionen zu sprechen, die das Denken als Forschungsfeld der reinen Logik umschreiben. Wir gewinnen damit die Möglichkeit, die logische Funktion der Identität — notwendig inadäquat —— zu ermitteln: aus der vorbezüglichen Beziehung, der ununterschiedlichen Verflechtung des Einen als des Einen bloß des Anderen, ohne die ja das Eine seiner selbst — die Identität — rein logisch sich nicht ergäbe, Diese vorbezügliche Beziehung ist gar nichts Metalogisches (wie wäre eine Beziehung es jemals?). Sie ist Denken nur die methodisch abstrahierte Dimension freilich, die, als logische Bedingung. die andere Dimension mit „setzt“, besser: herauszustellen fordert: das logisch Bedingte, eben das Denken. Anders als durch diese rein logischen Maßnahmen ist es nicht begründbar — und darf es auch nicht begründbar sein; denn sonst wäre es kein logisches Denken mehr, sondern ein kausal bedingtes „Denken“. Um das aber handelt es sich nicht. So werden die logische Bedingung des Denkens und das Denken gegenseitig rein logisch charakterisiert, jedes Für sich gesichert, wie es gefordert ist zum Zweck der Abgrenzung des logischen Denkens vom unberechtigten Anspruch der Erkenntnistheorie, es als logisch begründend auszuzeichnen; es ist, wie eingangs erwähnt, eine mehr negative Bestimmung: was das Denken der Erkenntnistheorie und für sie nicht sei. Die Sicherung der logischen Bedingung geschieht fürs logische Denken und die des Denkens für seine Bedingung. Geleistet wird diese Sicherung des Verhältnisses, der Korrelation beider durch die Identität, wie wir gleich sehen werden. Wir „haben“ freilich nur das Denken in seiner Einheit. Als das Bedingte ist aber auch seine Bedingung da; beide stehen im korrelativen Verhältnis, Wäre nicht seine Bedingung da (und das Denken hat sie), dann wäre auch kein Denken. Die. reine Logik setzt sich nun zur Aufgabe. die Einheit beider (die wir „haben“) methodisch zu trennen, um die Bedingung, die an und für sich mit ihrem Bedingten antreffbar „da“ ist (Gleichheit der Dreieckseitcn ist niemals „da“ ohne das durch sie logisch Bedingte: die Gleichheit der eingeschlossenen Winkel um den Vergleich in Erinnerung zu bringen), logisch rein herauszupräparieren, um das Wesen des Denkens, als das im logischen Bedingungsverhältnis Stehende, zu kennzeichnen. Weiter kennt sie keine Aufgabe. Durch diese Einheit und die Notwendigkeit ihrer methodischen Dichotomie, wodurch die eine Dimension notwendig nur inadäquat erfassbar ist, obwohl sie damit noch kein „nicht Gegebenes“, kein Transzendentes wird, zeigt sich der gleiche Sachverhalt an, den, wie schon erwähnt, Rickert für den rein logischen Gegenstand entwickelt: der die Einheit von „Komponenten“ ist, die sich „gesondert nicht denken“ lassen. Gerade so ist es hier mit dem Bedingenden, das sich (ohne Korrelation zum Bedingten, die die Einheit darstellt) gleichfalls gesondert nicht denken lässt. Die Strukturunterschiede im einzelnen gegenüber Rickerts reiner Logik sind dabei dennoch nicht zu übersehen. In diesem Betracht wird die Identität nun auch vor allem in anderer Weise den Denkformen als Bedingung vorausgesetzt, als es selbst Cohen — wie Windelband meint: im Sinne der aristotelischen HENOTES — bestimmt, nämlich als „Halt“ (Cohen) der Bewegung des Denkprozesses, als Aufhebung der ununterschiedlichen Verflechtung der vorbezüglichen Beziehung: Das Eine ist nicht mehr nur das Eine des Anderen; allerdings, weil und „solange“ es „nur“ das Eine als das Eine des Anderen in ununterschiedlicher Verflechtung ist, ist es auch das Eine seiner selbst; sonst wäre gerade der Sinn einer ununterschiedlichen Verflechtung nicht gewahrt. Genau genommen ist also — und das wollen wir durchaus sagen — die ununterschiedliche Vertlechtung, die vorbezügliche Beziehung selbst die eigentliche logische Bedingung der bestimmten Beziehung (des bedingten Denkens) durch Vermittlung der Funktion der Identität „in“ jener Sphäre der vorbezüglichen Beziehung oder ununterschiedlichen Verflechtung, wie es inadäquat ausgedrückt sei. Damit zeigt sich eben der Charakter der „Denk“-Bewegung, das Hin und Her der Beziehung zwischen dem Einen und dem Anderen an: dass das „nur“ des Einen als nur des Anderen nicht besagen darf: es ist (wie es in Kicker-ts Sinne wäre) nur das Eine nur des Anderen, oder es gibt nur das Eine und nur das Andere; sondern durch die ununterschiedliche Verflechtung wird gerade ausgedrückt: das Eine ist auch (als nur das Eine des Anderen; denn nichts als dies bedeutet ja das „Eine“: in Beziehung auf das Andere zu sein) — nämlich „ohne Unterschied“ vom Anderen heißt das: “Auch; denn im Unterschied hieße schon: bestimmt bezogen zum Anderen durch Vermittlung der Identität— das Eine ist auch das Eine seiner selbst, weil noch die ununterschiedliche Verflechtung zwischen dem Einen und dem Anderen vorliegt, in der es kein Eines als bestimmtes Eines des Anderen gibt. Aber gerade durch dieses damit auch Eines—seiner-selbst-Sein „wird“ (die Funktion wirkt!) es als das Eine „seiner selbst“ das Eine als das Eine des Anderen, d.h. in Beziehung zum Anderen, und zwar nur in Beziehung zu ihm, d. h. in bestimmter Beziehung zum Anderen. Das Eine wird nur als das Eine seiner selbst (aus der ununterschiedlichen Verflechtung heraus, durch die es „auch“ eben das Eine seiner selbst ist; anders kann sie nicht verstanden werden; sonst Wäre es nicht das Eine des Anderen, die ununterschiedliche Verflechtung wäre aufgehoben, bestände nicht) — wird nur als das Eine seiner selbst das Eine des Anderen, d. h. aber: eben das Eine. Durch die Identität („seiner selbst“) wird es das. Zwar scheint es, als kommen wir durch unsere Definition des Einen als des Einen seiner selbst gerade aus der ununterschiedlichen Verflechtung gleichsam nicht heraus zum Einen als dem Einen und zum Anderen als dem Anderen hin, Gewiss nicht, stellen wir uns diese ununterschiedliche Verflechtung vor, als etwa ein Chaos (wie das „Universum“ der Begriffe), wo immer Eines das eines Anderen und umgekehrt wäre lndessen bedeutet sie kein solches ontisch gefärbtes Verflochtensein, sondern eben „Beziehung“, einen Zustand, besser noch einen Prozess, ein Fungieren, nichts weiter: Eines wird auf ein Anderes bezogen. So fassen wir ja eben das Denken Und wenn wir nun das scheinbar Widersinnige aufstellen: das Eine beziehe sich auch auf sich selbst, so darf das wiederum nicht so verstanden werden, als sei das Eine schon Eines, auf das es, als sein Anderes selbst, bezogen werde. In Wahrheit besagt unsere Definition dies: das Eine wird ein „Anderes“ in der Beziehung „mit sich selbst“ — also als Identisches. Weil „ein Anderes“ nur in der begrifflichen Formulierung eingesetzt werden muss, das ja doch kein Anderes sein soll, wird eben das stets Betonte sichtbar: dass die Identität ein „Begriff“ ist, „der sich nicht weiter definieren lässt“, (Messer, Empf. und Denken) ein „Begriff“, d. i. eine Formulierung, die „notwendig inadäquat“ Ungreifbares greifen soll. Sie ist nur in ihrer Funktion wirksam und nur aus ihrer Wirkung erschließbar (was nicht die Hartmannsche induktive Erschließung ist) gleichsam, in der Funktion: das Eine zum Einen seiner selbst zu machen — und dadurch ihm das Andere gegenüberzustellen in diesem Herausstellen des Einen aus sich selbst — und umgekehrt. Bei Rickert bildet das Andere dem Einen gegenüber als dem Einen Identischen (der qualitativen Einheit) die „Heterothesis“, weshalb er ja mit Recht sagt: „Mit der Tautologie kommen wir nicht einmal in der reinen Logik aus. Die Heterologie ist gerade so notwendig“. Und: „Ein Denken, das... nur thetisch in der Form der Identität sich bewegte, gibt es lediglich in der Phantasie einiger Logiker“, „... das heterothetische Prinzip bringt das Denken erst in „Bewegung“. So ist für Rickert das Andere das Korrelat der Identität, dergestalt aber: es „steht unableitbar neben dem Einen und bildet ein Element innerhalb des rein Logischen, dass zwar notwendig zum Einen gehört, aber nicht aus ihm durch Etwas abgeleitet werden kann, worin die Andersheit nicht bereits enthalten ist? Die Andersheit ist nicht die Negation der Identität, weil „die Negation selbst, als Gegenstand (als Bedeutung in unserem Sinne) gedacht, bereits den Unterschied von der Position, also ein Anderes vorausgesetzt, oder dass das Nichts in seinem Verhältnis zum Etwas nur ein Spezialfall des Anderen in seinem Verhältnis zum Einen ist“. Demgegenüber meinen wir, das Andere wie das Eine müssen je ein Identisches sein oder werden, damit die ununterschiedliche Verflechtung ihrem Wesen nach aufgehoben ist; denn gibt es nicht das identische Eine und das identische Andere, d. h. betrachtet man das Andere nicht auch als Identisches, dann ist nicht einzusehen wie das Eine wird, ohne das Andere — wie umgekehrt. Es bliebe ein Mystikum: dass ein Eines schon vorhanden wäre ohne ein Anderes. Es wäre keines von beiden; es wäre nicht ihre ununterschiedliche Verflechtung, die vorbezügliche Beziehung, es wäre nicht die Bedingung des Denkens, also auch nicht es selbst. Gewiss füllt sich uns so der Begriff des rein Logischen gegenüber dem Rickert‘schen mit einem anderen Inhalt. Die Qualität beider Standpunkte ist die gleiche diesem Begriff gegenüber: die Sphäre des rein Logischen nicht zu transzendieren. Und andererseits sie rein zu halten vom Empirischen; mit Rickert zu reden: „wir verlassen die rein logische Sphäre erst dann, wenn wir vom Inhalt überhaupt (d. i. das bedingte, nur bedingte Denken, bestimmte Beziehung, Vollzug, Etwas — und dessen Bedingendes, das mit ihm gesetzt ist) zu einem inhaltlich bestimmten Inhalt übergehen“; — dieser bestimmte „Inhalt“ ist die Bedeutung eines Gegenstandes für ein Subjekt. So definieren sich die Begriffe unter prinzipiell verschiedenen Gesichtspunkten; unabhängig von Rickert zeigt der Unsere dem Gedankengang noch nur eine Strukturähnlichkeit mit ihm.
Cohens Formulierung der „Sicherung“28) des Urteils durch die Identität spielt dennoch bei uns eine an ihm orientierte wichtige Rolle: als Fixierung der bestimmten Beziehung gegenüber der ununterschiedenen Verflechtung, als funktionale Vermittlung der Korrelation zwischen Diskretion und Kontinuität. Die Diskretion ist nur Diskretion der Kontinuität und die Kontinuität der Diskretion; die eine fixiert die andere, und somit wird das Denken Denken, wird es als Denken fixiert und gesichert. Nur darum konnte man darauf verfallen, in der letzten Grundbedingung' nicht die logische Identität, sondern die Identität des Selbstbewusstseins zu erblicken, weil man das Kategoriale (vermittels der Synthesis) auf Gegenstände bezog, also erkenntnistheoretisch sich einstellte: Gegenstände einem Denken gegeben sein zu lassen, das als Subjekt von ihnen losgelöst ist, vielmehr sie von ihm es sind, führt zum kausalen Verhältnis beider zueinander. Den erkenntnistheoretischen Einschlag beweist auch das Kantische Postulat der transz. Apperzeption, d. i. die Identität des Selbstbewusstseins, wie Windelband bemerkt“29). Sie ist psychologisch kausale Bedingung, keine logische. Um es noch einmal zusammenzufassen: Eine Klärung des Verhältnisses zwischen Logik und Erkenntnistheorie soll angestrebt werden im Sinne einer Scheidung. Letztere Disziplin ist gemeint in dem Sinne, wie ihn wesentlich die Marburger Schule als Erkenntniskritik oder als transzendentale Logik, beide Disziplinen eng verschmelzend, ausgebildet hat. Der ihren Standpunkt am schroffesten formulierende Vertreter der Richtung Natorp definiert Logik — als die transzendentale natürlich — damit, dass ihr Forschungsobjekt die Wirklichkeit sei; mit anderen Worten, seinen eigenen: dass das ihr Gegenstand sei, „was an Erkenntnisgehalt durch ihre (der Denkgesetze) Kraft zutage gefördert wird“. Die Denkgesetze also interessieren die Logik nicht sowohl, als ihr Produkt, ihr Erzeugnis: der Gegenstand. Sie ist mithin einfach Gegenstandstheorie. Als solche fassen wir den Begriff der Erkenntnistheorie, gegen den wir uns wenden. Ihr stellen wir die reine Logik gegenüber, die nicht nach dem Gegenstand als Produkt der Denkgesetze fragen darf. Wir suchen ihr Forschungsfeld von aller Einmischung der Erkenntnistheorie rein zur Darstellung zu bringen durch den in ihr zur Durchführung gelangenden Sinn jener „Denkgesetze“ als reiner, logisch bedingender „Denk“ formen. Die Denkgesetze im Sinne der Erkenntnistheorie sind der Logik aber das Bedingte. Als eine solche Denkgrundlage, als logische Bedingung des Denkens, wird die Identität herausgestellt, und ihr Verhältnis zum Denken, das als bezogen zu betrachten ist, untersucht. Die besondere Bedeutung, die. sich für sie aus unseren Entwicklungen ergeben soll, fußt freilich auf Voraussetzungen, die dem Denken und der Methode der Marburger Schule entsprossen sind, die namentlich der Gedankenwelt Cohens spezieller nahestehen. Der Begriff des rein Logischen, wie wir ihn meinen, ist dagegen bei Rickert in der Abhandlung „Das Eine, die. Einheit und die Eins“ ähnlich ausgebildet. Unsere Stellungnahme zu beiden Denkern wird in zwei besonderen Abschnitten Zusammentreffendes und Unterscheidendes ihrer Standpunkte mit und von dem unseren beleuchten, Natürlich kann damit nicht entfernt der Versuch systematischer Darstellung einer reinen Logik gemeint sein. Im Gegenteil: die in ihr er scheinende Forderung ist in vorliegender Arbeit als Grundlage, wie Sie im Bisherigen in großen Zügen umrissen ist, gedacht für die besondere Ausgestaltung des Problems der Identität als ihres eigentlichen Gegenstandes, dem wir uns nun zuwenden; und wir reziprok erhellt daraus der Begriff einer reinen Logik. Die einzelnen ausgeführten Abschnitte nun, soweit sie nicht zum Druck kommen und einer Erweiterung des Themas vorbehalten sein sollen, liegen im Manuskript vor und lauten: „Der rein logische Gegenstand bei Rickert“. „Cohens Bestimmungen zur Identität“. „Das Eine und das Andere“ und „Die Formel a = a“, worin besonders deren Haltlosigkeit aufgewiesen wird aufgrund unserer Auffassung der Identität in einer, wie wir meinen, neuen Beleuchtung des Widersinnes, den die bekannte Grundformel des Denkens darstellt. Dass zahlreiche Forscher diesen Widersinn im Identitätssatz erkannten, sei hier nur kurz berührt“30). Hegel“31) kommt zu der klaren Einsicht „A kann nicht zugleich A und nicht A sein“. Der Satz ist kein wahres Denkgesetz, nur „das Gesetz des abstrakten Verstandes“. „Die Form des Satzes widerspricht ihm schon selbst, da ein Satz auch einen Unterschied zwischen Subjekt und Prädikatverspricht, dieser aber das nicht leistet, was seine Form fordert“, „Das Sprechen nach diesem sein sollenden Gesetze der Wahrheit … gilt mit vollem Recht für alben“. Auch Palagyi“32) nennt die Formel „widersinnig“. Nach Lotze besagt er das Selbstverständliche, „daß jeder denkbare Inhalt sich selbst gleich und verschieden von jedem anderen sei“33).
Die Gründe für unsere Ablehnung des Satzes der Identität fußen auf den in Vorstehendem entworfenen Gedanken, die zugleich die, Voraussetzungen enthalten für unsere Auffassung der Identität als Denkgrundlage, als logische Bedingung und Funktion des Urteilens und begrifflichen Bestimmens, als „Halts“ (Diskretion) der kontinuierlichen Denkbewegung und zugleich deren belebenden Ferments. Im Folgenden soll nun zunächst das, was sie von der Gleichheit unterscheidet, untersucht werden, wodurch wir zur Stellungnahme gegen Windelbands koordinierte Behandlung beider gezwungen werden, während unsere Überlegungen, wie schon mehrfach betont, denen Cohens sich nähern. Denn namentlich nach diesem Denker „wird das Grundrecht der Identität in die Willkür der Vergleichungen aufgehoben Die Formel, die für den Satz der Identität in Gebrauch gekommen ist: A=(gleich) A, sie verrät die falsche Ansicht von der Identität. Man hat kein Recht, die Identität als ein Denkgesetz zu proklamieren, wenn man sie als Gleichheit formuliert. Hier ist das „Denkgesetz“— der Gleichheit gerade gegenüber, die doch eines ist! — wie wir meinen, durchaus im Sinne einer Bedingung gefasst, wenn auch vielleicht nicht mit genügender Schärfe als solche des Denkens selbst, mithin als logische im strengen Sinne. Doch lässt die Art der von Cohen durchgeführten Trennung von Identität und Gleichheit keinen Zweifel über die Verlässlichkeit der Wertung: dieses Grundgesetzes der Identität " als Bedingung des Denkens, also des logischen Gegenstandes, und nicht des erkenntnistheoretischen.
Anmerkungen
- zu diesem Verhältnis historischer Auffassungen zueinander „Gegenstand der Erkenntnis“ (1915) Erstes Kapitel; bes. S. 15 ff.
- Logos 11 s. 26-78.
- Kritische Grundlegung des transz. Realismus, Einl, S. IFS-17. Vgl auch Hartmann „Grundproblem der Erkenntnistheorie“ bes. S. 79-82. Sollte Hartmann nicht bewusst sein, dass die Anerkennung der Transzendenz bereits eine Hypostasierung vom angenommen Standpunkt der Immanenz aus ist? Wie dem auch sei, Hartmann stellt eine Verbindung zwischen der immanenten objektiven Erscheinung und dem „positiven Ding an sich“ her mittels der „transzendenten Kausalität“; dies ist zu beachten. Durch diese (doch subjektive, logische!) Beziehung legitimiert sich ihm die Transzendenz … aber ein logisches Bedingungsverhältnis kann hierin wohl nicht gesehen werden.
- Mit Riehl (Einl. 9 II. Band des philos. Kritiz.) halten wir an dieser Terminologie fest, der sagt: Die philosophischen Annahmen über die Existenz sind metaphysischer Natur, insofern sie über den Bereich der Erfahrung hinausgehen. Denn sie betreffen nicht die Existenz im Sinne der Erfahrungswirklichkeit, welche niemand in Abrede stellen kann, sondern die Existenz im Sinne einer Wirklichkeit, die wir zur Erklärung des bestimmten Charakters unserer Erfahrung vorauszusetzen haben.“ Und: „In jedem Augenblick ergänzen wir die wirkliche Erfahrung durch eine stille, aber mächtige Synthese unseres Bewusstseins und in jeder Erfahrungswissenschaft ist Metaphysik enthalten, sobald wir nur unter diesem Worte nicht eine Wissenschaft über-sinnlicher Dinge, sondern das System der Erkenntnisprinzipien der sinnlichen verstehen. Diese Prinzipien sind nicht rein aus den Sinneseindrücken abstrahiert und können es nicht sein, da sie ihren Ursprung nicht aus der Empfänglichkeit der Sinne, sondern aus der Tätigkeit des Bewusstseins nehmen. Das Bewusstsein selbst ist in aller Erfahrung das Überempirische die Voraussetzung und gleichsam der Ort für die Erscheinungen des Empirischen.“ Mit anderen Worten: Die naive Wissenschaft nimmt die Dinge, als ob sie unabhängig vom Bewusstsein da wären und so und als solche „erfahren“ würden. Die Erkenntnistheorie erst muss dies Ansichsein zerstören, indem sie notwendig in allem Erfahrenen ein Objekt für ein Subjekt sieht; dadurch erst erhält die Erfahrung den bestimmten Charakter, den sie zu ihrer Erklärung bedarf.
- Die Konsequenz der numerischen Identität zwischen beiden lehnt Hartmann freilich gegenüber Grapengießer ab. Vgl. Grundproblem S. 81.
- V Auflage 1911, S. 21 ff.
- Nach Platon ist die Idee des Dreiecks die „Ursache (AITION), die „Bedingung der Möglichkeit“ der Winkelsumme von 18“ . Vgl. A. Görland „Aristoteles u. Kant“ S. 34 (Philos. Arbeiten. Her. Cohen u. Natorp Band II, Heft 2 Gießen 1909).
- Sehr ausführliche und subtile Unterscheidungen finden wir bei Külpe, Realisierung S. 225 ff.
- Über die verschiedenartige Verwendung des Terminus „Vorstellung“ vgl. Hussert, Logische Untersuchungen II S. 463 ff. und Messer, Empfindung und Denken, S. 54.
- Der Satz (s. Kr. d.r.V. I. Aufl. S. 104, Kehrbach 119) leidet unter einer Konstruktionsmischung. Es muss heißen entweder: was einerseits dawider ist, dass unsere Erkenntnisse („nicht” ist zu streichen) aufs Geratewohl und was andererseits bewirkt, dass sie bestimmt seien, oder: dass sie bewirkt, dass sie nicht aufs Geratewohl sonde1. usw. Im Übrigen ist der Gedanke im letzten Teil tautologisch: „Wir finden aber, dass unser Gedanke etwas von Notwendigkeit bei sich führt“, (la der Gegenstand bewirkt, „dass die Erkenntnisse bestimmt seien, weil sie diejenige Einheit (d. i. Bestimmtheit) haben müssen, welche den Begriff von einem Gegenstande ausmacht.“
- a.0. S. 106, Kehrb. 120. Cohen sieht in dem Satz die Urform der Definition des Gegenstandes. Vgl. Komment. in „Philos. Bibl.“ Nr. 113, S. 65.
- Windelband Präludien 11. Aufl. S. 133 f. und 142 f.
- Natorp, Log. Grds. d.e. Wiss. S. 276 Anm.
- Diese Problematik variiert treffend des Augustinus bekannten Satz über die Zeit: „Si rogas, quid sit tempus, nescio; si non rogas, intellego“
- Cassirer, Leibniz“ System in seinen wissenschaftl. Grundlagen, S. 41.
- Analysis der Wirklichkeit (1880) S. 202 ff.
- Realisierung S. 223.
- sog, Grdl. S. 276 f.: Sie (Zeit u. Raum) „hätten ihre Stelle wohl finden müssen in der Modalität, bei der Kategorie der Wirklichkeit“,
- „Vom System der Kategorien“. Sigwarts-Festschr. (1900). Siehe ferner die Abhandlung Windelbands: „Über Gleichheit und Identität“, Heidelberg 1910.
- Man vergleiche die „Amphibolie der Reflexionsbegriffe“.
- Nach Eisler „Wörterbuch der phil. Begr“.
- Logik der Philosophie, S. 248.
- Grundlagen, S. 107.
- Kategorienlehre, S. 310 u, 198.
- Sitz, Bei: 3. a. O, S. 4.
- Grundriss der Erkenntnistheorie S. 114.
- Eine dringliche logische Bedingung ist ein Widerspruch in sich.
- Logik d. r. Erkenntnis, II. Aufl. 1914 S. 100 ff. I. Aufl. S. 83.
- die Anm. Im 1 16 der transzentralen Deduktion II. Aufl. S. 153 (Kehrb. S. 661) und 125 ebenda S. 157 (676).
- Gering gewertet wird er u.a. von Beneke. Drobisch, Überweg. (Nach Eisler, Wörterbuch der phil. Begriffe).
- I 115.
- Die Logik am Scheidewege, 8.217 (nach Eisler a.a.0.).
- Grundlagen der Logik, 5. 25 (nach Eisler a.a.0.).
Literatur
(Es sind nur Werke angegeben die mit dem Thema in engster Beziehung stehen und grundlegend herangezogen wurden.)
- Kant, Immanuel: Kritik der reinen Vernunft, Herausgegeben von Kehrbach, Leipzig.
- Cohen, Hermann: Logik der reinen Erkenntnis, 2. Auflage Berlin 1914.
- Husserl, Edmund: Logische Untersuchungen I u. II. -. Auflage 1913.
- Külpe. Oswald: Die Realisierung. Ein Beitrag zur Grundlegung der Realwissenschaften., I. Band. Leipzig 1912.
- Lask, Emil: Die Logik der Philosophie und die Kategorienlehre, ’Tübingen im 1911.
- Messer, August: Empfindung und Denken. Leipzig 1908. Der kritische Idealismus. (Intern. Monatsschrift. VI. 1912. Spalte 685 ff.).
- Natorp, Paul: Die logischen Grundlagen der exakten Wissenschaften und Hypothese. Bund XII. Leipzig 1911), Logik in Leitsätzen zu akademischen Vorlesungen 2. Auflage. Marburg 1911),
- Rickerl, Heinrich: Das Eine. die Einheit und die Eins. (Logos Bund 11 1912, S. 26-78) Der Gegenstand der Erkenntnis. Einführung in die Transzendentalphilosophie, 3. Auflage Tübingen 1915.
- Riehl, Alois: Der philosophische Kritizismus I und II, Leipzig 1875 und 1879.
- Windelband, Wilhelm: über Gleichheit und Identität (Sitzungs-Berichte der Heidelberger Akademie D. Wiss. Phil. hist. Kl. Band I, 1910, Heft 14). Vom System der Kategorien (Philos. Abh. Sigwart gew. Tübingen 1910.)